Der Mensch hat die Lebensbedingungen der Tiere drastisch verändert. Wie gravierend die Folgen für das Überleben der Arten sind, lässt sich nur teilweise feststellen, vieles ist noch unerforscht. Aber was wir wissen, ist beunruhigend genug.
Wie sehr der Mensch die Wildtiere bereits zurückgedrängt hat, zeigt ein Vergleich mit der Welt vor 10.000 Jahren. Damals lag der Anteil der Menschheit und ihrer Nutztiere an allen Landwirbeltieren weltweit noch bei 0,1 %. Heute liegt er
bei 98 %. Der Anteil der Wildtiere ist also von nahezu 100 % auf 2 % geschrumpft Harari, Yuval Noah (2014): Sapiens. A Brief History of Humankind.
Und um diese 2 % steht es nicht gut. Auch andere Tierarten wie Insekten, Regenwürmer und Fische sind akut gefährdet. In der Öffentlichkeit wird diese Bedrohung viel zu wenig wahrgenommen. Dabei wäre es wichtig, Druck auf die Politik
auszuüben, damit sie die Artenvielfalt schützt, mit der auch unser Überleben steht und fällt.
Wir befinden uns im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte
https://www.spektrum.de/news/erdgeschichte-das-sechste-massenaussterben/1889650, dem größten Artensterben
seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben . Von den Brutvogelarten
beispielsweise sind 52 % in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben
Grundsatzprogramm Artenvielfalt des Naturschutzbunds Deutschland e. V. (NABU) (https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/32524.html, im
Folgenden = NG)
. Von den Amphibien – Fröschen und anderen Lurcharten – sind 70 % gefährdet, von den Reptilien sogar über 90 % ebd..
Besonders beunruhigend ist der Rückgang der Insekten, weil sie am Anfang der Nahrungskette stehen. Innerhalb von 27 Jahren ist ihre Biomasse weltweit um 76 % zurückgegangen, jedes Jahr verlieren wir mindestens weitere 2,5 %
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/insektensterben .
Regenwürmer sind vor allem durch die Intensiv-Landwirtschaft äußerst gefährdet. Dabei ist die Landwirtschaft auf sie angewiesen. Ihr Rückgang ist eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit
https://de.wikipedia.org/wiki/Regenw%C3%Bcrmer#Gef%C3%A4hrdung_und_Schutz,
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/biodiversitaet-im-boden-regenwuermer-sind-gefaehrdet-a-1262533.html
.
Auch in den Meeren sind viele Arten bedroht, u. a. durch Versauerung aufgrund der menschlichen CO2-Emissionen
https://de.wikipedia.org/wiki/Versauerung_der_Meere und durch Überfischung.
Dieses Artensterben zu stoppen, ist für uns Menschen überlebensnotwendig. Wir haben es in der Hand: Die meisten Ursachen sind gut erforscht, die Lösungen liegen auf dem Tisch. Wir müssen sie nur umsetzen.
Ursachen des Artensterbens
Die ersten fünf Massenaussterben der Erdgeschichte hatten natürliche Ursachen, für das sechste sind wir Menschen verantwortlich
https://de.wikipedia.org/wiki/Massenaussterben#Das_gegenw%C3%A4rtige_Massenaussterben > Ursachen.
Mehr als die Hälfte des aktuellen Artensterbens lässt sich auf eine veränderte Land- und Meeresnutzung sowie auf Übernutzung zurückführen, also auf Faktoren wie: Umwandlung von Wald in Ackerland, Rohstoffabbau, Übernutzung von Ökosystemen,
Abholzung und Überfischung NG.
Wir Menschen roden oder verbrennen Wälder. Wir zerstören Lebensräume durch intensiv bewirtschaftete Monokulturen, in denen Insekten durch Pestizide getötet werden, damit die Futtermittelproduktion für die Massentierhaltung möglichst
reibungslos läuft. Jedesmal, wenn wir für Straßen und Gebäude natürliche Flächen versiegeln, richten wir in dem darunter liegenden Erdreich ein Massensterben an. Über der Erde zerschneiden unsere Straßen Lebensräume
https://de.wikipedia.org/wiki/Habitattrennung,
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/lebensraumverlust
. Immer wieder bringen auch eingeschleppte Arten
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/invasive-arten aus anderen Weltregionen zuvor intakte Ökosysteme
durcheinander. Sie verdrängen heimische Arten oder bringen sie mit Krankheitskeimen in Kontakt, für die ihr Immunsystem nicht gewappnet ist
https://de.wikipedia.org/wiki/Virusinfektion,
https://de.wikipedia.org/wiki/Aussterben#Aussterben_durch_Pathogene
.
Lichtverschmutzung tötet Insekten tonnenweise und entzieht damit auch vielen Vögeln und Fledermäusen die Lebensgrundlage
https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtverschmutzung#Wirkung_auf_lebende_Organismen .
Andere Tiere fallen Jagd und Wilderei https://de.wikipedia.org/wiki/Wilderei zum
Opfer.
Wo der Lebensraum von Wildtieren schrumpft, kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Mensch und Tier. Auf der Suche nach Nahrung dringen Bären und Wölfe auf Äcker, Weiden und in Dörfer vor und werden so zur Gefahr für Ernten, Nutztiere
und Menschen. Die reagieren oft, indem sie die Wildtiere töten. Auch das kann zum Aussterben einer Art führen und so ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/mensch-tier-konflikte.
In den Meeren sind viele Arten durch Überfischung gefährdet, etliche Fischarten sind bereits ausgestorben
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfischung . Hinzu kommen die Belastungen der marinen Ökosysteme durch Plastikmüll, den die Tiere mit
Nahrung verwechseln https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik , Mikroplastik
https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mikroplastik,
https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mikroplastik
, Schadstoffe, Überdüngung, Übersauerung und Aufheizung der Meere
https://www.sueddeutsche.de/wissen/meer-klimawandel-hitze-1.5827367?reduced=true
als Folgen der Erderhitzung.
Insektensterben
Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, spielt sich in der Natur eine stille Katastrophe ab: das rasche Massenaussterben der Insekten
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/insektensterben,
https://home.benecke.com/publications/insektensterben-einfach-machen,
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insekten-helfen/index.html
. Wie eine Studie aus dem Jahr 2017 ergab
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809 , ist die Biomasse fliegender Insekten
innerhalb von 27 Jahren um 76 % zurückgegangen. Jedes Jahr verlieren wir mindestens weitere 2,5 %. Vom Aussterben bedroht sind unter anderem Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln
https://de.wikipedia.org/wiki/Wildbiene#Gef%C3%A4hrdung_und_Schutz,
https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/wildbienen-verlierer-des-klimawandels
, Ameisen
https://krautreporter.de/klimakrise-und-losungen/4818-dein-leben-hangt-an-der-ameise,
https://www.otv.de/massives-sterben-die-haelfte-aller-ameisen-sind-gestorben-617908/
und Libellen.
Eigentlich müsste das Insektensterben auf den Titelseiten aller Zeitungen stehen. Denn bedroht ist mit den Insekten nicht nur die Nahrung der meisten landlebenden Tierarten, sondern auch unsere eigene Ernährung: Insekten erschließen in
unseren Böden die Nährstoffe und machen so das Erdreich überhaupt erst fruchtbar. Sie reinigen es und lockern es auf. Sie bestäuben die Pflanzen, die unsere Nahrungsgrundlage bilden.
Für die Landwirtschaft sind Insekten also unverzichtbar. Umso erstaunlicher ist es, wie rücksichtslos die konventionelle Intensiv-Landwirtschaft die Lebensräume zerstört, auf die ihre besten Helfer angewiesen sind. Als gäbe es kein Morgen,
ersetzt sie abwechslungsreiche Landschaften durch Monokulturen, die den Insekten keine Nahrung bieten. Was überleben könnte, wird durch Insektizide und Herbizide vernichtet.
In den Städten bringen Leuchtreklamen, Hochhaus- und Straßenbeleuchtungen den Insekten den Tod
https://www.wwf.de/themen-projekte/naturschutz-deutschland/projekt-brommi-gemeinsam-insekten-schuetzen
. Hier wie dort fehlt es an naturbelassenen Wiesen und Grünflächen
https://home.benecke.com/publications/insektenplage-wir-haben-ein-ganz-anderes-problem,
https://home.benecke.com/publications/wenn-die-menschheit-aussterben-moechte-dann-soll-sie
.
Die Maßnahmen der Europäischen Union gegen das Insektensterben sind völlig unzureichend. Das Insektenschutzpaket, das am 1. März 2022 in Kraft trat, bezeichnete der Naturschutzbund NABU in seinem Faktencheck als „zahnlosen Papiertiger“
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insektensterben/29518.html .
Darüber hinausgehende Maßnahmen zum Schutz von bestäubenden Insekten legte die Europäische Kommission im Januar 2023 vor
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2023-01/artensterben-eu-kommission-bienen-schmetterlinge-pestizide
. Was davon Eingang in die EU-Gesetzgebung finden wird, ist offen. Was wir jedoch heute schon wissen
https://pan-germany.org/pestizide/neuer-bericht-entlarvt-erschreckendes-ausmass-von-in-der-eu-verbotenen-bienenschaedlichen-pestizid-exporten/
: Pestizide, die für Bienen hochgefährlich sind und deshalb in der EU verboten sind, werden in EU-Ländern in großem Stil hergestellt und in Länder außerhalb der EU exportiert.
Dass die EU die Zulassung des Totalherbizids Glyphosat um weitere 10 Jahre verlängert hat
https://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-zulassung-bleibt-zehn-weitere-jahre-bestehen-100.html
– auch das deutsche Landwirtschaftsministerium hatte zuvor wider besseres Wissen nicht dagegen gestimmt
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/glyphosat-eukommission-100.html – spricht allen Lippenbekenntnissen Hohn:
Glyphosat gehört zu den schlimmsten Verursachern des Insektensterbens https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/ .
Mit dem Artenschutz steht und fällt auch unser Überleben
Wer mit Tieren Umgang hat, kann nicht ernsthaft daran zweifeln, dass sie fühlende Wesen sind wie wir. Die Wissenschaft bestätigt heute diese Wahrnehmung
https://ethologisch.de/haben-tiere-gefuehle/ . Auch für Insekten wurde nachgewiesen, dass sie die physiologischen Grundvoraussetzungen für
Empfindungen besitzen
https://www.rnd.de/wissen/koennen-insekten-fuehlen-was-aktuelle-studien-zeigen-Q2LEHM4FYNAULEESXI7PCIA3NA.html
.
Das Überleben der Tiere zu sichern, ist also schon um ihrer selbst willen unsere Aufgabe vgl. NG S. 9. Doch auch für uns Menschen kann die Bedeutung der Artenvielfalt nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Das Artensterben ist neben der Klimakrise die größte Bedrohung für das Überleben der Menschheit
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben . Wo Arten geschwächt werden oder aussterben, geraten Ökosysteme ins Wanken, auf die auch
wir angewiesen sind NG.
Wir sehen nicht, was beispielsweise Regenwürmer leisten
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/02265.html,
https://www.prisma.de/magazin/themen/Regenwuermer-vom-Aussterben-bedroht,15632143,
https://www.bauerwilli.com/das-sterben-der-wuermer/
. Aber wenn sie nicht mehr unsere Böden umgraben, auflockern und düngen, dann erreicht das Regenwasser die Pflanzenwurzeln nicht mehr, und wichtige Nährstoffe werden nicht erschlossen. Die ebenfalls bedrohten Wildbienen und Hummeln
bestäuben die Pflanzen, auf denen unsere Ernährung basiert, und lassen sich auch durch Honigbienen nicht ersetzen
https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/wildbienen-verlierer-des-klimawandels
, https://www.quarks.de/umwelt/tierwelt/darum-sind-wildbienen-wichtiger-als-honigbienen/
.
Wann der Punkt erreicht ist, an dem überlebenswichtige Ökosysteme wegen vernichteter Arten vollends zusammenbrechen, ist nicht vorhersehbar NG. Und wenn er erreicht ist, ist es zu spät: Wir müssen heute handeln.
Artenschutz in der EU
Es gibt Regelungen der Europäischen Union zum Artenschutz, doch teilweise sind sie völlig ungenügend. Die Fangquoten der gemeinsamen Fischereipolitik beispielsweise machen die dauerhafte Überfischung regelrecht zum politischen Programm
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfischung, abgerufen am 03.02.2024: “Die Fangquoten der Europäischen Union sind weit davon entfernt, zu einer nachhaltigen
Bestandssicherung beizutragen: Sie überschreiten die wissenschaftlichen Empfehlungen des International Council for the Exploration of the Sea um durchschnittlich 48 %. Daher sind inzwischen 88 % der Fischbestände in den EU-Gewässern
überfischt.”
. Dennoch fordern die Fischereivertreter noch höhere Quoten – arbeiten also an der Zerstörung ihrer eigenen Lebensgrundlage ebd. .
Besser steht es um Vorgaben des europäischen Naturschutzes wie die Vogelschutzrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie NG S. 49. Sie könnten dazu beitragen, Arten zu erhalten und Lebensräume zu schützen.
Leider hapert es aber an der praktischen Umsetzung, auch weil den zuständigen Behörden die erforderlichen Ressourcen zur Durchsetzung fehlen.
Für wandernde Arten NG S. 57 bietet die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Arten von 1979 eine verlässliche völkerrechtliche Grundlage, die sich aber nur durch konkrete internationale Schutzmaßnahmen durchsetzen
lässt.
- Der Artenschutz muss den Stellenwert erhalten, der seiner Bedeutung für die Ökosysteme und für das Überleben der Menschheit entspricht.
-
Die EU-Zulassung des Totalherbizids Glyphosat ist rückgängig zu machen, zum einen wegen der gesundheitlichen Risiken, zum anderen wegen der verheerenden Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/glyphosat-stoppen/?tx_bundpoolpublication_display%5Bfilter%5D%5Btopic%5D=23&utm_term=glyphosat&cHash=1d66d12ebfebd2e93fb7cb74057fa6fe
.
-
Andere Agrar-Chemikalien müssen reduziert, besonders gefährliche ebenfalls verboten werden www.bund.net/pestizidfrei, https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/insektensterben . Die Ausbringung überschüssiger
Stickstoffmengen muss reduziert werden.
- Die LandwirtLandwirte müssen bei der Umstellung auf schonende Anbaumethoden unterstützt werden, sowohl finanziell als auch durch Beratung.
-
Gartenbesitzende müssen darüber aufgeklärt werden, wie sie in ihrem eigenen Garten zur Artenvielfalt beitragen können. Schottergärten sind EU-weit zu verbieten
https://www.garten-landschaft.de/gaerten-des-grauens/,
https://de.wikipedia.org/wiki/Schottergarten
.
- Die Umstellung auf eine schonende Bodenbearbeitung sowie auf artenfreundlich erzeugte landwirtschaftliche Produkte insbesondere der Bio-Landwirtschaft muss gezielt gefördert werden.
- Das Waldmanagement muss konsequent am Erhalt überlebenswichtiger Ökosysteme ausgerichtet werden.
- Artenschutz muss zum integralen Bestandteil jeder Stadtplanung werden.
- Für Flächenpflege, Haus- und Gartengestaltung müssen giftfreie und naturnahe Lösungen zur Pflicht werden.
-
VerbraucherVerbraucher müssen über die Bedrohungslage beispielsweise der Fischarten aufgeklärt werden, die ihnen angeboten werden
https://de.wikipedia.org/wiki/Artenschutz .
- Der Bedrohung durch invasive Arten ist zu begegnen durch strenge Einfuhrkontrollen, ein länderübergreifendes Transportwegemanagement sowie durch ein Frühwarnsystem, damit ihre Ausbreitung möglich frühzeitig verhindert werden kann.
-
Nicht nur Plastikmüll https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/plastikmuell-im-meer , sondern auch anderer Schiffsmüll
darf nicht mehr auf dem Wasser entsorgt werden, nachhaltige Entsorgungsalternativen an Land sind zu fördern. Illegale Entsorgungen sind streng zu ahnden.
-
Im Meer verlorengegangene Netze bringen vielen Fischen den Tod. FischerFischer müssen über diese Gefahr aufgeklärt werden, die Bergung verlorengegangener Netze muss gefördert werden
https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/geisternetze .
-
Mikroplastik darf nicht länger Kosmetika und technischen Produkten beigemengt werden
https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mikroplastik .
-
Die Lichtverschmutzung durch Lampen und Beleuchtung ist eine tödliche Gefahr für Insekten und muss deshalb weiter eingeschränkt werden
https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/insektensterben,
https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtverschmutzung#Problembewusstsein_und_Abhilfem%C3%B6glichkeiten,
https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtverschmutzung#Konkrete_technische_Ma%C3%9Fnahmen
. Wirksame Maßnahmen sind u. a.: angepasste Beleuchtungszeiten; Einschränkungen für Werbung, Dekorationsbeleuchtung und unnötige Beleuchtung; Abschirmung von Lichtquellen; Verzicht auf nur nach oben strahlende Leuchtkörper;
Lichtschutzzonen; Sensortechnik an Straßenlaternen.
-
Von Wildtier-Mensch-Konflikten betroffene Menschen und Gemeinschaften müssen beraten, bei notwendigen Schutzmaßnahmen unterstützt und im Schadensfall entschädigt werden. Der Abschuss von Wildtieren wie Wölfe und Bären darf nur als letztes
Mittel eingesetzt werden, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind NG.
- Lebensräume für Wildtiere und Vögel müssen auch in Siedlungsräumen oder auf Landwirtschaftlich genutzten Flächen sichergestellt werden. Dazu gehören auch ein ausreichendes Wasserangebot, Unterschlüpfe und Nistplätze.
- Konsequente Aufklärung zu Wildtieren und Vögeln wie Bodenbrütern in der Landwirtschaft. Flächendeckende EU-Weite Förderprogramme für Betriebe, die Wildtiere schützen.
- Verbot des Fangs von Singvögeln.
Einleitung in das Thema
Schutz der Vögel vor dem Zusammenprall mit Gebäuden, Fahrzeugen und Windrädern
Die Vogelbestände sind dramatisch zurückgegangen, EU-weit in den letzten vier Jahrzehnten um 600 Millionen Vögel. Fast 60 % beträgt der Rückgang auf Äckern, Feldern und Weiden. Und die Bestandszahlen sinken weiter
https://www.spektrum.de/news/studie-intensivlandwirtschaft-steckt-hinter-dem-vogelsterben/2140071
. Hauptursachen sind die Zerstörung von Lebensräumen durch sich ausbreitende Städte, die Abholzung von Wäldern, der Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels und die Intensivierung der Landwirtschaft ebd.. Hier
braucht es schnell und entschlossen entschiedene Maßnahmen, bevor die Vogelwelt bei uns völlig verstummt, wie Fachleute bereits befürchten ebd..
Die Bekämpfung der Erderhitzung ist auch für das Überleben der Vögel von zentraler Bedeutung. Dazu gehören auch Maßnahmen gegen den rücksichtslosen Umgang mit unseren Überlebensressourcen durch die intensive Landwirtschaft. Um mehr darüber
zu erfahren, lesen Sie bitte unsere entsprechenden Forderungen im Kapitel Klima und Energie.
Ein unverzichtbarer Pfeiler im Kampf gegen die Erderhitzung ist der Ausbau der Windenergie Leider kommt es aber immer wieder zum tödlichen Zusammenprall von Vögeln mit Windrädern. Steht also die Energiewende an dieser Stelle im Konflikt
mit dem Artenschutz?
Zunächst ist festzustellen: Tödliche Kollisionen erleiden Vögel mehrere hundert Mal häufiger im Straßenverkehr und an Glasflächen als an Windrädern. Und alle Kollisionen zusammengenommen tragen immer noch weniger zum Vogelsterben bei als
die Intensivierung der Landwirtschaft und das damit zusammenhängende Insektensterben
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/24661.html . Auch verwilderte Katzen sind für viele
Vögel eine große Gefahr https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/katzen/15537.html .
Die Klimaliste will die Vögel umfassend schützen. Alles, was wir zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen tun, tun wir auch für sie. Mehr dazu finden Sie in diesem Wahlprogramm an anderer Stelle.
In diesem Kapitel liegt der Schwerpunkt auf Maßnahmen gegen den Vogelschlag, weil dieser oft gegen den dringend benötigten Ausbau der Windkraft angeführt wird. Hier fordern wir Schutzmaßnahmen auf der Straße, an Gebäuden – und
selbstverständlich auch an Windrädern.
Problembeschreibung
Größenordnungen
Durch tödliche Kollisionen mit Gegenständen der menschlichen Zivilisation sterben in der Europäischen Union jährlich mehrere hundert Millionen Vögel. Fast 200 Millionen Vögel kollidieren mit Fahrzeugen im Straßenverkehr oder werden von
ihnen überfahren https://www.sueddeutsche.de/wissen/artenschutz-strassenverkehr-wildunfall-1.4956671 .
Wegen der Kollision mit ruhenden Objekten wie Strom- und Telefonleitungen, Fensterscheiben, Wintergärten, Glasfassaden und Lärmschutzwänden sterben über 90 Millionen
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag#Vogelschlag_an_ruhenden_Objekten (> 250.000 Vögel pro Tag). Die
Dunkelziffer dürfte noch weit höher sein, weil die toten Vögel von anderen Tieren rasch gefressen werden
https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_106_vogelschlag_an_glasflaechen_vermeiden.pdf (für Glasflächen)
.
Insbesondere Kollisionen mit Flug- und Fahrzeugen können auch für Menschen zur Gefahr werden: Triebwerke von Flugzeugen können in Brand geraten, Fahrzeugführer durch den Aufschlag abgelenkt werden, Windschutzscheiben können bersten.
Am häufigsten werden in der Öffentlichkeit die Todesfälle von Vögeln an Windkraftanlagen diskutiert. Dazu kursieren viel zu hohe Zahlen von zehntausenden Vögeln jährlich allein in Deutschland. Selbst das wäre nur ein Bruchteil der
Todesfälle im Verkehr und an Gebäuden. Tatsächlich basieren diese Zahlen jedoch auf unrealistischen Annahmen, wie eine Recherche von Correctiv.org gezeigt hat
https://correctiv.org/faktencheck/2021/08/19/nein-eine-studie-zeigt-nicht-dass-zehntausende-voegel-durch-windraeder-sterben/
.
Und doch: Die mehreren tausend Fälle jährlich, von denen EU-weit auch nach den Zahlen von Correctiv.org mindestens auszugehen ist, sind gravierend genug. Selbstverständlich muss alles getan werden, um den Vogelschlag an Windkraftanlagen so
gering wie nur möglich zu halten. Das ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil Windräder auch Vogelarten gefährden, die vom Aussterben bedroht sind. Denn die Rotorblätter von Windkraftanlagen treffen immer wieder hoch fliegende Greifvögel.
Auch Fledermäuse müssen vor tödlichen Kollisionen mit Windrädern geschützt werden. Die kursierenden Hochrechnungen, nach denen allein in Deutschland jährlich etwa 200.000 Fledermäuse von Windrädern erschlagen werden, sind jedoch haltlos
ebd. .
Wo lauern die Gefahren?
Bei ruhenden Objekten sind für Vögel insbesondere Glasflächen gefährlich, die einen freien Blick auf die dahinter liegende Landschaft ermöglichen, sowie stark spiegelnde Glasflächen an Hochhäusern. Denn diese täuschen den Vögeln eine
hinter dem Glas liegende Landschaft vor https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag .
Autos sind allein schon wegen ihrer großen Zahl eine besonders häufige Todesursache für Vögel. Die Vogelschlagfrequenz pro Fahrzeug ist bei Zügen jedoch noch schlechter. Das liegt vor allem daran, dass Züge höher sind als Autos: mit
Stromabnehmer acht Meter http://www.bund-rvso.de/voegel-eisenbahn-bahn-zuege-vogelschlag.html . Damit werden sie zu
einer Gefahr für kleinere Vögel, die oft nur vier bis sechs Meter hoch fliegen
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag#Vogelschlag_an_Eisenbahnz%C3%BCgen . Viel hängt auch von der
Geschwindigkeit ab.
Vogelschlag an Flugzeugen ist besonders dann verhängnisvoll, wenn die Flugzeuge mit ganzen Schwärmen kollidieren.
Windkraftanlagen sind auch deshalb besonders für Greifvögel eine Gefahr, weil diese im Flug ihren Blick oft nicht nach vorne richten, sondern nach unten, wo ihre Beutetiere sind
https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-sterben-voegel-durch-windraeder,TAntN2S . Wer
Greifvögel schützen will, muss sich jedoch noch mit ganz anderen, weitaus häufigeren Todesursachen befassen.
Beispiel
Glasflächen
Nicht immer machen sich ArchitektArchitekten klar, welche tödlichen Folgen ihre Design-Träume für Vögel haben. Durchsichtige Schallschutzwände oder Buswartehäuschen mögen ihren ästhetischen Reiz haben, für Vögel sind sie aber
nicht sichtbar, sodass es hier häufig zu Kollisionen kommt. Auch Hochhäuser mit blitzblank gewienerten, stark spiegelnden Glasflächen werden ohne Schutzmaßnahmen für Vögel zur tödlichen Falle
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag .
Fahrzeuge
Normalerweise werden Vögel allein schon durch den Verkehrslärm
https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Warum_Voegel_Strassen_meiden1771015589382.html von
Straßen abgeschreckt. Aber immer wenn der Mensch ihre Biotope zerstört
https://vogelwunderland.de/warum-fliegen-vogel-vor-autos/?utm_content=cmp-true , löst er Verwirrung aus.
Manchmal betrachten Vögel dann Autos als Eindringlinge oder Konkurrenten, gegen die sie sich in ihrem neuen Lebensraum durchsetzen müssen. Erhöhte Vogelschlag-Gefahr besteht auch bei Nebel, starkem Wind, Regen oder Schnee, weil die Vögel
dann niedriger fliegen als bei Sonnenschein ebd..
Flugzeuge
Wie gefährlich Vogelschlag an Flugzeugen für Menschen werden kann, zeigte die Notlandung eines Airbus A320 mit 155 Menschen an Bord am 15. Januar 2009 auf dem Hudson River bei New York
https://de.wikipedia.org/wiki/US-Airways-Flug_1549 : Kanadagänse waren in beide Triebwerke gesogen worden, sodass diese ausfielen. Der
Pilot konnte nur noch im Gleitflug weiterfliegen. Dass ihm eine Notwasserung glückte, bei der niemand zu Schaden kam, war keineswegs selbstverständlich.
Windräder
Im Februar 2022 berichtete das ZDF-Magazin frontal, dass jedes zweite Windrad-Projekt in Deutschland an der Gefährdung der Rotmilane zu scheitern droht
https://www.zdf.de/politik/frontal/rotmilan-gegen-windkraft-100.html . Bis vor Kurzem galten Windräder als die größte
Gefahr für deren Bestand. Inzwischen hat jedoch eine empirische EU-Studie
https://www.life-eurokite.eu/de/projekt/rotmilan.html gezeigt, dass Rotmilane extrem selten von Windrädern erschlagen werden.
Weitaus häufigere Todesursachen sind: Krankheiten, Nahrungsknappheit, Fressfeinde, Vergiftung durch illegale Giftköder, Pestizide und vergiftete Beutetiere, der Straßen- sowie (seltener) der Schienenverkehr, Versiegelungen entlang der
Reiseroute, Stromleitungen und die Jagd https://www.zdf.de/politik/frontal/rotmilan-gegen-windkraft-100.html .
Relevanz
Handlungsbedarf
Angesichts der hohen Zahl getöteter Vögel an Fahrzeugen und Gebäuden versteht sich hier der Handlungsbedarf von selbst.
Flugzeuge werden in der EU bereits umfassend vor Vogelschlag geschützt. Bei diesen Maßnahmen geht es jedoch weniger um die Vögel als um das Sicherheitsrisiko für die Menschen an Bord sowie um die Vermeidung hoher Sachschäden.
Dass sich die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Vogelschlag weit überproportional auf Windkraftanlagen konzentriert, liegt vor allem an der Lobby-Arbeit von Gruppen, die den Ausbau der erneuerbaren Energien aus anderen Motiven
verhindern wollen Sterner (2023). Die größten Gefahren für den Bestand bedrohter Arten liegen anderswo. Dennoch: Für einzelne Greifvogel-Arten wie den Seeadler und den Mäusebussard sind Windräder ein nicht zu
vernachlässigender Risiko-Faktor. Wo das Aussterben einer Art droht, kommt es ohnehin auf jedes gerettete Tier an. Wir brauchen also sehr wohl Lösungen zum Schutz von Vögeln vor Windrädern.
Ziel
Optionen
Die Klimaliste fordert wirksame Maßnahmen zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen vor Kollisionen mit Gegenständen der menschlichen Zivilisation. Dafür gibt es heute viele Möglichkeiten.
Schutz vor Kollisionen mit Gebäuden und anderen unbeweglichen Objekten
Im Gebäude-Sektor sind Glasflächen für Vögel die größte Gefahr. Mit Greifvogel-Silhouetten
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag#Greifvogelsilhouetten lässt sich kaum eine Wirkung erzielen, weil die Vögel sie
umfliegen und dann neben der Silhouette aufprallen. Bei farbigen Silhouetten ist die Wirkung etwas besser, aber auch nicht zufriedenstellend. Es gibt jedoch heute eine ganze Reihe anderer, teilweise hochwirksamer Maßnahmen
https://web.archive.org/web/20100325230550/http://www.lbv.de/service/naturschutztipps/voegel-glasflaechen.html
:
- Von außen matte Scheiben.
- Die Glasflächen von außen mit einem engmaschigen Streifenmuster versehen.
- Von außen in dichten Abständen an die Scheibe Objekte kleben.
- Folien oder Aufkleber, die nicht von Menschen, aber von vielen Vogelarten wahrgenommen werden, weil sie Licht im UV-Bereich reflektieren oder absorbieren.
- UV-Strahlung absorbierende Fensterflächen.
-
Markierung von Fensterscheiben mit einem nur für Vögel sichtbaren UV-Farbstoff
https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_106_vogelschlag_an_glasflaechen_vermeiden.pdf . Auf diese
Weise können insbesondere Mietwohnungen ohne besonderen Aufwand zu minimalen Kosten nachträglich präpariert werden. Für Neubauten und Sanierungen ist die Wirkung dieser Maßnahme jedoch zu gering (Vermeidungsgrad ca. 70:30).
-
Etwas besser, aber bisher immer noch nicht ausreichend wirkt fest eingebautes Vogelschutzglas, also normales Fensterglas mit einer Beschichtung, die UV-Licht reflektiert (Vermeidungsgrad 76:24)
https://www.baulinks.de/webplugin/2007/1535.php4 .
An Überland-Leitungen haben sich Windspiele bewährt, die die Leitung als Hindernis sichtbar machen, so genannte Vogelmarker
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschutzarmatur#Vogelmarker .
Schutz vor Kollisionen mit Fahrzeugen und Flugzeugen
Straßenverkehr
Der effektivste Schutz der Vögel vor Kollisionen im Straßenverkehr besteht darin, nicht immer weitere Flächen für immer neue Autobahnen und Gebäude zu versiegeln
https://vogelwunderland.de/warum-fliegen-vogel-vor-autos/?utm_content=cmp-true . Das ist in Zeiten der
Erderhitzung ohnehin geboten. Wo die Biotope der Vögel ungestört bleiben, sind diese nicht gezwungen, sich neue Reviere zu suchen, wo sie Autos mit Konkurrenten verwechseln.
Je schneller die Geschwindigkeit der Autos, desto schwerer fällt es den Vögeln, die nahende Gefahr richtig einzuschätzen. Ein Tempolimit von maximal 100 km/h auf allen Autobahnen Europas
https://www.adac.de/verkehr/recht/verkehrsvorschriften-ausland/tempolimits-ausland/ würde also nicht
nur uns Menschen, sondern auch vielen Vögeln das Leben retten.
Vielen AutofahrerAutofahrern ist nicht bekannt, wie sie durch ihr eigenes Verhalten das Risiko von Vogelschlag senken können, beispielsweise durch:
- angepasste Geschwindigkeit,
- erhöhte Vorsicht bei bestimmten Wetterverhältnissen,
- Vermeidung von unübersichtlichen Strecken durch vogelreiche Landschaften.
Solche Informationen bekannt zu machen, könnte die Todeszahlen weiter senken
https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Warum_Voegel_Strassen_meiden1771015589382.html .
Schienenverkehr
Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und mehr sind für Vögel fast doppelt so gefährlich wie Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h
http://www.bund-rvso.de/voegel-eisenbahn-bahn-zuege-vogelschlag.html . Deshalb sollten in Vogelschutzgebieten Züge,
aber auch Autos nur mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sein.
Flugverkehr
Der Flugbetrieb wird bereits umfassend geschützt
https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelschlag#Vogelschlag_an_Luftfahrzeugen : Flugzeuge sind so ausgelegt, dass sie bei
Kollisionen mit Vögeln bestmöglich vor Absturz geschützt sind. Flughäfen erhalten Vogelzugwarnungen. Ihre Umgebung wird so gestaltet, dass Vögel dort keinen geeigneten Lebensraum finden, sodass sie in weniger gefährliche Regionen
ausweichen. Radartechnik hilft, Gefahren frühzeitig zu erkennen. Hinzu kommen abschreckende Maßnahmen wie Pyrotechnik und Beschallung mit abschreckenden Tierstimmen.
Diese Maßnahmen haben zum Ziel, Vögel möglichst weit vom Start- und Landebereich von Flugzeugen fernzuhalten. Dagegen bestünde der beste Vogelschutz in der Umgebung von Flughäfen darin, diese zu renaturieren. Riesige Flächen, von denen die
Vögel heute verbannt sind, stünden ihnen dann wieder zur Verfügung. Zusätzlich würden die renaturierten Böden die Versickerungsfähigkeit zurückgewinnen, auf die wir angesichts der zunehmenden Extremwetter-Ereignisse mehr denn je angewiesen
sind.
Windkraftanlagen
Der dringend benötigte Ausbau der Windkraft muss einhergehen mit der Vermeidung von Kollisionen der Vögel und Fledermäuse mit den rotierenden Blättern. Dafür gibt es mehrere Lösungen:
EU-weit sind Vogelerkennungssysteme bereits im Einsatz. In Deutschland jedoch nicht: Hier wurden sie bisher juristisch verhindert. Klageführend sind deutsche Windkraft-Gegner
Die Windkraft-Gegner des VLAB, siehe Sterner (2023).
Forderungen
- Absicherung aller Glasflächen, die ein erhebliches Vogelschlag-Risiko aufweisen, durch matte Scheiben, Streifenmuster, Aufkleber oder, wo dies nicht möglich ist, durch UV-Beschichtungen.
- Ausstattung von riskanten Überland-Leitungen mit Vogelmarkern (Windspiele).
- Einführung dringend erforderlicher und überfälliger Maßnahmen zum Schutz vor der Erderhitzung mit positiven Auswirkungen auf den Vogelschutz, wie:
- Europaweites Tempolimit von 100 km/h auf allen Autobahnen.
- Drastische Reduzierung des Flugverkehrs. Schließung und Renaturierung derjenigen Flughäfen, die dadurch verzichtbar werden.
- Keine weitere Versiegelung von Flächen für neue Autobahnen. Reduzierung der Flächenversiegelung für neue Straßen und Gebäude auf ein Minimum.
- Aufnahme von Fragen zur Vermeidung von Vogelschlag in die Führerscheinprüfung.
- Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h für Züge in Vogelschutzgebieten
-
Anwendung der wirksamsten Maßnahmen zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen vor Kollision mit Windkraftanlagen entsprechend dem neuesten Stand der Forschung, wie: Schwarzlackierung einzelner Rotorblätter, kurzfristiges Abschalten während
Vogelzügen, Vogelerkennungssysteme, Skarv-Technologie u. a.
Einleitung in das Thema
Wasserschutz als Überlebensstrategie
Wasser ist eine überlebenswichtige Ressource für die Trinkwasserversorgung, für die Landwirtschaft, die Ernährung, für unsere Wälder, die Tiere und Pflanzen, ebenso wie die Industrie. Die Wirtschaft ist der größte Wasserabnehmer in
Deutschland. Die gesamte Menschheit hängt von ausreichender Wasserverfügbarkeit, aber auch von einer guten Wasserqualität ab. Entsprechend muss Wasser als überlebensnotwendige Ressource geschützt und wertgeschätzt werden.
Durch die klimatischen Veränderungen kommt es zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen. Entsprechend ist es notwendig, sich Gedanken zu machen über Anpassungen, aber ebenso über jede einzelne Genehmigung einer Wasserentnahme. Das
Gleiche gilt für Stoffe, die in den Boden eingetragen werden und auf diese Weise ins Grundwasser gelangen. Ein langfristiger Schutz des Grundwassers ist überlebensnotwendig und langfristige Auswirkungen auf das Grundwasser müssen bedacht
werden und immer Priorität vor wirtschaftlichen Interessen haben.
Problembeschreibung
Wasserschutz durchsetzen
Lediglich sieben Prozent unserer Flüsse sind in einem guten ökologischen Zustand. Somit wird das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie weit verfehlt
Umweltzustand 2020:
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/umweltzustand-2020-umweltbundesamt-zieht-gemischte
.
Die zu hohe Nährstoffbelastung der Gewässer, vor allem durch die Landwirtschaft, ist der Hauptgrund für diese Belastung.
Laut der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und den UN-Nachhaltigkeitszielen ist Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Menschenrecht. Zur Zeit hat jedoch über ein Viertel der Weltbevölkerung keinen sicheren Zugang zu sauberem
Trinkwasser.
Im Bereich Meeresschutz gibt es auf EU-Ebene bereits viele Strategien und Richtlinien. Es fehlt jedoch die Konsequenz, diese umzusetzen und zu kontrollieren. Dabei befinden sich Nord- und Ostsee in keinem guten Zustand
Zustand der deutschen Nord- und Ostsee:
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/deutsche-nord-ostsee-sind-nicht-in-gutem-zustand
.
Die Belastungen der Lebensräume von Fischen, Vögeln und Säugetieren sind zu hoch. Zu den größten Problemen zählen die Eutrophierung (zu hoher Nährstoffeintrag), Ausbeutung durch Überfischung und Verschmutzung (vor allem Plastikmüll)
Meeresatlas der Böll-Stiftung: https://www.boell.de/sites/default/files/web_170607_meeresatlas_vektor_v102_1.pdf
.
Auch die Ausbreitung nicht-heimischer Arten gefährdet unsere heimischen Ökosysteme. Um unsere Meere konsequent zu schützen, muss der Meeresschutz einen höheren Stellenwert bekommen und institutionell aufgewertet werden.
Grundwasser konsequent und flächendeckend schützen
Schädigungen des Grundwassers sind meist nicht direkt zu erkennen, da sie erst nach einiger Zeit auftreten. Daher ist es notwendig, konsequenten flächendeckenden Grundwasserschutz zu betreiben. Bereits jetzt zeigen Studien, dass sich der
Grundwasserspiegel verändert und auch weiter absinken könnte. Dies liegt nicht nur an der Zunahme der Dürreintensitäten durch die Erderhitzung, sondern auch am verstärkten Abpumpen von Grundwasser und Flächenversiegelung
Auswirkung von Dürren: https://www.ufz.de/index.php?de=47252 . Gleichzeitig ist es notwendig, sich auf Veränderungen einzustellen, die erst in der
Zukunft eintreffen werden, wie z. B. immer weiter fallende Flusspegel durch fehlendes Schmelzwasser
„Auswirkungen des Klimawandels auf die Abflussanteile aus Regen, Schnee und Gletscherschmelze im Rhein und seinen Zuflüssen“:
https://www.chr-khr.org/sites/default/files/chrpublications/ASG-II_Synthese_DE_mit-Links_korr-Tab-2.pdf
.
Daher ist ein Klimaanpassungsgesetz nötig, welches Klimaanpassungen flächendeckend und dauerhaft verankert. Mit dem Gesetz könnten dringend notwendige Maßnahmen im Bereich Hochwasser- und Katastrophenschutz, Wasserknappheit und Hitzeschutz
durchgesetzt werden.
Beispiel
Auch industrielle Großverbraucher müssen Wasser sparen
Als Hauptwasserverbraucherin gilt die Industrie, auf die über zwei Drittel aller Wasserentnahmen entfallen
Zur Wasserwirtschaft in Deutschland:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_wasserwirtschaft_in_deutschland_2017_web_aktualisiert.pdf
.
Besonders ins Auge fallen Konzerne, wenn VerbraucherVerbraucher zum Wassersparen gezwungen werden, während die Konzerne munter das Grundwasser abpumpen dürfen, wie der Fall von Tesla zeigt. Das neue Tesla-Werk steht in einer Region, die unter
Wassermangel leidet, zudem in einem Trinkwasserschutzgebiet. Und es braucht massenhaft Wasser: geschätzt 1,4 Milliarden Liter im Jahr
https://brandenburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/28745.html .
Inzwischen ist das Wasser in der Region so knapp, dass die lokale Wasserversorgung mit der Rationierung begonnen hat: Wer in die Region zieht und einen neuen Wasseranschluss bekommt, darf nur ein festgelegtes Trinkwasservolumen verbrauchen
https://www.w-s-e.de/fileadmin/user_upload/02_wasserverband/amtsblaetter/AMTSBLATT-Jg_4-Nr_3-2021.pdf
.
Die Behörden gewähren Wasserrechte oft über lange Zeiträume, manchmal Jahrzehnte. Und oft stammen sie aus Zeiten, in denen der Klimawandel noch nicht spürbar war.
Ziel muss es sein, die Wassersicherheit in Deutschland zu verbessern und gemeinsam an einer langfristigen Strategie für Gewässerschutz zu arbeiten
https://www.w-s-e.de/fileadmin/user_upload/03_service/05_formulare_und_downloads/04_Wissenswertes/20230831_WSE_Stellungnahme_Tesla_Erweiterung_G01423.pdf
.
Relevanz
Die Wasserrahmenrichtlinie
Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist eine Richtlinie der EU, die das Ziel hat, dass alle Gewässer der EU einen „guten Zustand“ erreichen müssen. Zielvorgabe für den ersten Bewirtschaftungszeitraum war ursprünglich das Jahr 2015. Weitere
Zielvorgaben sind die Jahre 2021 und 2027. Die Wasserrahmenrichtlinie umfasst alle Gewässer vom Grundwasser über Flüsse und Seen bis zur Küste
EU-Richtlinie zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02000L0060-20141120&from=DE
.
Oberflächengewässer in gutem Zustand definieren sich laut Wasserrahmenrichtlinie durch Werte für die biologischen Qualitätskomponenten des Oberflächengewässertyps, die geringe anthropogene Abweichungen anzeigen. Sie weichen also nur in
geringem Maße von den Werten ab, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse mit dem betreffenden Oberflächengewässertyp einhergehen.
Auch der Grundwasserspiegel im Grundwasserkörper soll so beschaffen sein, dass die verfügbare Grundwasserressource nicht von der langfristigen mittleren jährlichen Entnahme überschritten wird. Dementsprechend darf der Grundwasserspiegel
keinen anthropogenen Veränderungen unterliegen
WWF-Report zum Zustand der Gewässer in Deutschland:
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/S%C3%BC%C3%9Fwasser/WWF-Report-Zustand-der-Gewaesser-Deutschland-Kurzfassung.pdf
.
In begründeten Fällen kann von den ursprünglichen Umweltzielen (guter Zustand) oder von der eigentlichen Zielerreichung in 2015 abgewichen werden. Da nur 8 % aller Oberflächenwasserkörper heute den guten ökologischen Zustand bzw. das gute
ökologische Potenzial erreichen, wurden für die anderen 92 % Fristverlängerungen bis 2021 beziehungsweise bis 2027 in Anspruch genommen
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2021_pp_20jahre_wrrl_bf.pdf
.
Forderungen
Um die Trinkwasserverfügbarkeit nachhaltig zu gewährleisten, fordern wir:
- Klima-, Natur- und Umweltschutz müssen als Daseinsvorsorge betrachtet werden. Die Rechte auf sauberes Wasser, saubere Luft und sauberen Boden müssen als Grundrechte anerkannt werden.
- Konsequenter Gewässer- und Grundwasserschutz durch schärfere Düngeregelungen und stark reduzierten Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung.
- Aufbereitung von Gülle in Kläranlagen für die Landwirtschaft, um belastenden Eintrag in das Grundwasser zu reduzieren.
- Strenge Regeln für die Einleitung von Abwässern aus der Industrie, strikte Einhaltung von Grenzwerten (z. B. Chemikalien, Schwermetalle, pH-Wert) für die Einleitung.
- Flussläufe müssen renaturiert werden.
- Erarbeitung einer nationalen Wasserstrategie und Festlegung von Grundsätzen für eine Priorisierung von Wassernutzung (Wasserhierarchie), um auf einen Wassernotstand vorbereitet zu sein.
- Nachhaltiges Wassermanagement.
- Förderung von Wasserspeichern.
- Streichung der Begünstigungen der Wasserentnahmeentgelte für den Rohstoffabbau.
- Grundwasserabsenkung beim Tagebau muss verboten werden.
- Reduzierung des Wasserverbrauchs in Industrie und Bergbau.
- Überprüfung aller Zulassungen für die Industrie zur Grundwasserentnahme, Kontrolle der Mengen, bei kritischem Grundwasserspiegel folgt der Entnahmestopp.
- Wasserpreise müssen nach Nutzungsabsicht gestaffelt werden.
- Eine integrierte sektorenübergreifende Stickstoffstrategie zur Verminderung des Stickstoffeintrags in die Umwelt.
- Stopp von Flächenversiegelung.
Der Hochwasserschutz spielt eine maßgebliche Rolle und muss gestärkt werden. Deshalb fordern wir:
- Entsiegelung von Flächen, Förderung von Bauweisen, die Versickerung von Regenwasser ermöglichen.
- Schaffung von Retentionsflächen (Flächen, die bei Hochwasser als Überflutungsflächen genutzt werden können).
-
Mehr Frei- und Grünflächen in den Städten, Schwammstadt-Modelle
Schwammstädte nehmen möglichst viel Regen- bzw. Oberflächenwasser vor Ort auf und speichern es, statt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwammstadt
müssen gefördert werden.
- Renaturierung von Fluss- und Bachläufen.
- Mehr Dachbegrünung, denn begrünte Dächer sorgen nicht nur für ein kühleres Lokalklima, sondern können auch Regenwasser aufnehmen.
Meeresschutz muss einen höheren Stellenwert bekommen und institutionell aufgewertet werden. Deshalb wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen:
- Schaffung einer gut ausgestatteten, dem Bundesumweltministerium nachgeordneten Meeresschutzbehörde mit einer eigenen grünen Küstenwache
- Schaffung echter Meeresschutzgebiete und Kontrolle der Um- und Durchsetzung durch die neue Behörde, um die Industrialisierung der Nord- und Ostsee zu stoppen
- Konventionelle Landwirtschaft muss einen Abstand von mindestens 1 km zum Küstenrand haben, um direkten Dünger- und Pestizideintrag zu minimieren
- Fischbestände dürfen nur noch nachhaltig befischt werden, Bodenschleppnetze sollen verboten werden
- Verbot jeglicher Bohrungen nach fossilen Brennstoffen
- Verbot von Tiefseebohrungen
- Verbot des Baus von Pipelines durch Nord- und Ostsee
Zusätzlich fordern wir:
- Alle EU-Länder haben detaillierte Maßnahmenprogramme vorzulegen, die geeignet sind, die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 zu erreichen. Eine Fristverlängerung kann keine Lösung sein.
- Eine sektorenübergreifende Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mit Integration in wirtschaftspolitische Bereiche wie Agrar-, Verkehrs- und Energiepolitik.
- Anwendung des Verursacherprinzips für die Umsetzung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie.
- Vereinheitlichung der unterschiedlichen EU-Richtlinien zum Gewässerschutz und zur Bewirtschaftung der Gewässer.
Einleitung in das Thema
EU-weite Umstellung auf nachhaltigen, zukunftsfähigen Wald- und Urwaldschutz
Wälder schützen unsere Lebensgrundlage, unsere Böden, Grundwasser und Luft. Sie müssen mit oberster Priorität geschützt werden und dürfen nicht nur als Holzlieferant gesehen werden.
Gesunde, naturnahe Wälder sind unerlässlich für unseren Planeten
Intakte, naturnahe Wälder sind aufgrund ihrer Funktion als Kohlenstoffsenken ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Verlust der biologischen Vielfalt und die Erderhitzung und federn deren Auswirkungen ab, beispielsweise durch
Abkühlung von Städten, Schutz vor schweren Überschwemmungen und Verringerung der Auswirkungen von Dürren. Sie sind zudem wertvolle Ökosysteme, die einen großen Teil der biologischen Vielfalt Europas beherbergen. Ihre
Ökosystemdienstleistungen tragen durch Wasserregulierung, Bodenschutz, die Bereitstellung von Lebensmitteln, Arzneimitteln und Materialien, Katastrophenvorsorge und -kontrolle, Bodenstabilisierung und Erosionskontrolle sowie Luft- und
Wasserreinigung zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden bei. Wälder sind ein Ort der Erholung, der Entspannung und des Lernens sowie Teil unserer Existenzgrundlage
Urwald vs. Nutzwald:
https://greenjournal.greenpeace.at/natur/waelder/urwald-vs-nutzwald-wer-schuetzt-klima-und-arten-besser
.
Problembeschreibung
Wald ist nicht gleich Wald
Nur ein sehr geringer Anteil der heimischen Wälder ist naturnah bzw. ein Urwald. Je naturnäher ein Wald ist, desto robuster und besser an die Umwelt angepasst ist er. Er ist unempfindlicher gegenüber Schädlingen und Parasiten, Dürren oder
ähnliche Probleme, die einem stark bewirtschafteten Wald mit Entwässerungskanälen, Einschlag zur Belichtung, Monokulturen und Befahrung mit schweren Maschinen immer wieder zu schaffen machen. Gleichzeitig hat ein naturnaher Wald einen
erheblichen Nutzen für die Umgebung, den Boden und das Grundwasser
BUND:Waldsterben durch die Klimakrise: https://www.bund.net/waelder/waldkrise/Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise:
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/waelder/waelder_waldwende_statt_waldsterben.pdf
.
Wir brauchen eine EU-Urwaldstrategie
Die EU-Waldstrategie ist der Nachfolger der EU-Forststrategie. Mit der Strategie verpflichtet sich die EU zum strengen Schutz von Primär- und Altwäldern, zur Wiederherstellung geschädigter Wälder und zur Gewährleistung ihrer nachhaltigen
Bewirtschaftung, und zwar unter Wahrung der lebenswichtigen Ökosystemdienstleistungen, die die Wälder erbringen und von denen die Gesellschaft abhängt
Eine neue EU-Waldstrategie für 2030 — nachhaltige Waldbewirtschaftung in Europa:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52022IP0310
.
Wir brauchen aber eine Strategie für Wald, nicht nur für FORST. Wir brauchen eine Europäische URWALD-Strategie und eine naturnahe Waldstrategie, um von intensiver Bewirtschaftung zu einer möglichst naturnahen Waldnutzung zu kommen. Dies
ist allein schon aus Gewässer und Bodenschutzgründen unerlässlich
WWF-Thema Wald: https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/wenn-wald-wieder-wild-wird-europas-naturerbe
.
Unser Ziel ist es, gesunde, artenreiche und widerstandsfähige Wälder für uns und die nachfolgenden Generationen zu schaffen.
Beispiel
Relevanz
Vor allem ältere Buchenwälder zeigen starke Absterbeerscheinungen. Aber auch jüngere Bäume weisen einen negativen Trend auf.
Wälder, die im Moment der Erderhitzung nicht standhalten können, sollen an deren Folgen angepasst werden, um resilienter zu werden.
Forderungen
- Alle Wälder in öffentlicher Hand werden ausschließlich nachhaltig bewirtschaftet, was das engmaschige Befahren der Wälder mit schweren Forstmaschinen ausschließt.
- Wald muss immer als Gesamt-Ökosystem-Netzwerk aus Boden, Wasser und Organismen betrachtet werden.
- Beratungsangebote zur Umstellung auf naturnahe nachhaltige Forstwirtschaft werden gefördert und ausgebaut.
- Wälder werden auf den Klimawandel vorbereitet – durch Naturverjüngung oder Anbau von heimischen trockenresistenten Baumarten; Förderung der Artenvielfalt bei der Waldverjüngung und Aufforstung.
- Großflächiges Wiederaufforstungsprogramm, um mehr CO2 zu binden und um zusammenhängende Waldgebiete zu schaffen.
- Ausweitung der Forschung von Anpassungsstrategien für Wälder in Bezug auf den Klimawandel und die sinkende Biodiversität.
- Bessere personelle und materielle Ausstattung der Feuerwehren, um auf die zukünftigen Gefahren von vermehrten Waldbränden vorbereitet zu sein.
- Bebauungsverbot für Flächen, auf denen nicht genehmigte Abholzungen stattgefunden haben.
- Engmaschig Kontrollierter und sanktionierter Primärwald- bzw. Urwaldschutz in Europa.
- In allen Wäldern soll größtmögliche Naturnähe erreicht werden.
- Boden- und Gewässerschutz muss erreicht werden durch Naturnähe.
- Entwässerungsmaßnahmen müssen unterlassen werden zugunsten des Grundwasser- und Brandschutzes.
Einleitung in das Thema
Gesunde Böden stellen die Lebensgrundlage der Menschheit dar und müssen geschützt werden.
Boden ist ein komplexes Ökosystem mit Billiarden von Bodenorganismen wie Pilze und Bakterien. Die Bodenorganismen sind an der Entstehung von Humus beteiligt, der Wasser bindet, Nährstoffe bereitstellt, die Bodenstruktur fördert und so
essenziell für die Bodenqualität ist
Bodenatlas 2024: https://www.boell.de/sites/default/files/2024-01/bodenatlas_2024.pdf .
Alleine in Deutschland unterliegt die Hälfte der Bodenfläche einer landwirtschaftlichen Nutzung.
Gesunde Böden können Wasser speichern und Wasser reinigen, indem sie Schadstoffe filtern und dadurch die Grundwasserqualität erhalten. Versiegelung schädigt Böden nachhaltig und verhindert eine Wasserspeicherung. Das Wasser fließt ab ohne
zu versickern und Bodenorganismen sterben ab
BMU zu Bodenschutz: https://www.bmuv.de/themen/bodenschutz/ueberblick-bodenschutz .
Gesunde Böden sind also essenziell für Trinkwasser, Nahrung, gesunde Wälder, gute Luft und die Lebensgrundlage künftiger Generationen.
Intakte Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen
Moorschutz: https://www.bund.net/themen/naturschutz/moore-und-torf/ . Das macht sie zu einem enorm wichtigen Element bei der
Bewältigung der Klimakrise. Moore werden schon lange von Menschen trockengelegt und zerstört. Bei der Trockenlegung von Mooren entweichen enorme Mengen an CO2 und hinterher können diese Flächen nur noch wenig CO2 binden und speichern. Zum
einen werden Moore trockengelegt, um die Böden landwirtschaftlich zu nutzen, zum anderen wird der Torf direkt abgebaut, um ihn z. B. als Dünger für Gartenerde zu benutzen. Über ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft
stammt von trockengelegten Feuchtgebieten
Klima- und Moorschutz: https://www.moorwissen.de/de/moore/moorschutz/klimaschutz_durch_moorschutz.php .
Die Wiedervernässung von Mooren ist der einzige Weg, um weitere ungehinderte Treibhausgas-Emissionen zu verhindern. Intakte Moore können in Zukunft dann auch wieder Kohlenstoff speichern
Mooratlas 2023: https://www.boell.de/sites/default/files/2023-02/mooratlas2023_web_20230213.pdf .
Problembeschreibung
Unsere Böden brauchen Schutz
Durch eine Übernutzung des Bodens und der Grundwasserressourcen z. B. durch intensive Landwirtschaft kommt es zu einer Degradation der Böden.
Böden weltweit haben bereits heute über die Hälfte ihres Humusgehalts durch die intensive Landwirtschaft und Übernutzung verloren.
In den Siedlungsgebieten sind bis zu 50 % der Fläche bebaut. Entsprechend kann der Boden hier kein Wasser speichern und keine Ökosystemleistungen vollbringen.
„Wir brauchen Bodenschutz mit Wumms. Europas Böden verschwinden unter Beton oder verwehen im Wind. Anstatt Treibhausgase zu binden, setzen sie Treibhausgase frei. Sie sind mit Schadstoffen belastet und verlieren an biologischer Vielfalt.
Die Kommission geht davon aus, dass 60 bis 70 % der Böden in der EU in keinem guten Zustand sind. Dieser verheerenden Entwicklung muss die Europäische Union entschiedener als bisher entgegenwirken. Das gelingt nur mit einem starken
Gesetzesrahmen, der Bodengesundheit verbindlich definiert und mit messbaren Indikatoren hinterlegt“, sagt Michael Berger, Referent für nachhaltige Landwirtschaft und Bodenschutz beim WWF
EU-weites Bündnis fordert Bodenschutz mit Wumms: https://www.wwf.de/2023/maerz/eu-weites-buendnis-fordert-bodenschutz-mit-wumms
.
Das Ausmaß der Schäden wird immer deutlicher
Bodenversauerung und Bodenerosion zeigen sich als alltägliche Probleme. Winderosion zeigt sich an offenen sandigen Flächen Norddeutschlands. Wassererosion betrifft Hanglagen Mittel- und Süddeutschlands
Bodenatlas 2024: https://www.boell.de/sites/default/files/2024-01/bodenatlas_2024.pdf .
In der EU gelten über die Hälfte der Böden als geschädigt. Jährlich gehen in der EU bereits jetzt ungefähr eine Milliarde Tonnen Boden aufgrund von Erosion verloren ebd..
Inzwischen werden die Folgen von übernutzten Böden, verunreinigten Gewässern und Biodiversitätsverlust immer deutlicher. Auch stagnieren die Erträge vielerorts in der Landwirtschaft. Abhilfe können in der Landwirtschaft schonende
agrarökologische Ansätze sowie konsequenter Bodenschutz bringen.
Um einen gesunden Boden wieder herzustellen braucht es eine Renaturierung. Aber vor allem braucht es eine Begrenzung des Flächenfraßes. Der Flächenfraß zeigt sich vor allem durch die zunehmende Versiegelung. Es wird zur Zeit mehr Boden
„verbraucht" als der Natur zurückgegeben wird oder durch Ökosystemleistungen ausgeglichen werden kann.
Boden, der einmal bebaut ist, ist über Jahrzehnte geschädigt. Der Boden kann kein Wasser mehr speichern und das Bodenleben stirbt ab. Aus diesem Grund ist es notwendig, den langfristigen ökologischen Schaden einer Versiegelung anzuerkennen
Umweltbundesamt zur Bodenversiegelung:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung
.
Mit der EU-Bodenstrategie soll sichergestellt werden, dass bis 2050 alle Bodenökosysteme in der EU gesund und widerstandsfähiger sind und daher weiterhin ihre entscheidenden Leistungen erbringen können
Europäische Bodenschutzpolitik: https://www.bmuv.de/themen/bodenschutz/europaeische-bodenschutzpolitik . Ziel ist
kein Netto-Flächenverbrauch und die Bodenverschmutzung auf ein Niveau zu reduzieren, das für die Gesundheit der Menschen oder die Ökosysteme nicht mehr schädlich ist. Gleichzeitig sollen Böden geschützt, nachhaltig bewirtschaftet und
degradierte Böden wiederhergestellt werden.
Beispiel
Bodenversiegelung in Deutschland
Jeden Tag wurde in Deutschland zwischen 2017 und 2020 eine Fläche so groß wie 72 Fußballfelder als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen
Versiegelung: https://www.bodenwelten.de/content/boden-wird-versiegelt . Dieser Verbrauch schreitet schleichend voran und wird
daher von BürgerBürgern und EntscheidungsträgerEntscheidungsträgern kaum wahrgenommen. Die verbrauchten Flächen stehen der Landwirtschaft und der Natur als Lebensraum nicht mehr zur Verfügung. Gerade für intakte Ökosysteme hat eine Zerschneidung oft
fatale Auswirkungen und schädigt diese maßgeblich. Dieser Flächenverbrauch muss endlich wirksam gestoppt werden. Wichtige Bodenfunktionen, wie Wasserdurchlässigkeit, Gasaustausch mit der Atmosphäre und Bodenfruchtbarkeit, gehen bei einer
Versiegelung verloren, denn der Boden stirbt ab. Der Boden kann weder CO2 noch Wasser speichern, wenn er versiegelt ist. Die Folgen spüren wir schon heute.
Forderungen
- Konkrete rechtsverbindliche messbare Maßnahmen zum Ökosystem-, Boden- und Waldschutz.
-
ein rechtsverbindliches EU-Gesetz zur Bodengesundheit mit folgenden Zielen:- Eine eindeutige Definition der Bodengesundheit.- Ehrgeizige, messbare und verbindliche Ziele zur Erreichung der Bodengesundheit- Strenge Anforderungen zur
nachhaltigen Nutzung des Boden.- Ein verbindliches „Null-Netto-Landnahme“-Ziel.- Ein umfassendes, harmonisiertes und rechtlich verankertes System zur Überwachung der Bodengesundheit und zur Berichterstattung.- Rechtsverbindliche Ziele zur
Unterbindung der Entwässerung in Feuchtgebieten. und organischen Böden, sowie der Wiederherstellung von bewirtschafteten und entwässerten Torfflächen.
- Den Mitgliedsstaaten müssen mit der EU-Richtlinie verbindliche Ziele gesetzt werden zur Förderung der Bodengesundheit und zur nachhaltigeren Nutzung des Bodens.
- Sofortiger Stopp jeglichen Torfabbaus.
- Importverbot torfhaltiger Produkte.
- Förderung der Forschung und Suche nach Alternativen für Torf.
- Unterschutzstellung sämtlicher intakter Moorflächen.
- Großflächiges Wiedervernässungsprogramm.
- Strenge Bodenkontrollen über Schadstoffeintrag. Mutwilliger Schadstoffeintrag wird von Strafverfolgungsbehörden verfolgt und geahndet.
- Schutz des Waldes zum Erhalt physikalischer Bodeneigenschaften.
- Entsiegelung.
- Schutz und Wiedervernässung von Mooren.
- Anreize für nachhaltige bodenschonende Landwirtschaft müssen nicht nach Fläche, sondern nach Maßnahme vergeben werden.
- Kreislaufwirtschaft: Wiederverwendung von Bodenmaterial, Begrenzung des Flächenverbrauchs und der Bodenversiegelung, Nährstoff- und Kohlenstoffkreislauf.
- Bessere Kooperation im Naturschutz innerhalb der EU und auch global fördern.
- Sanktionierung anderer Staaten, die Naturschutz missachten.
- In bebauten Gebieten soll eine Mindestfläche an Grünflächen vorgegeben werden.
- Bis 2030 ist der Flächenverbrauch auf 0 ha zu reduzieren.
- Neubauten dürfen nur noch auf bereits bestehenden Siedlungs- und Verkehrsflächen entstehen.
- Bestehende Siedlungs- und Verkehrsflächen sollen effektiver genutzt werden.
- Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung muss flächendeckend eingehalten werden (z. B. Prinzip „Innen vor Außen“).
- Nicht mehr benötigte Siedlungs- und Verkehrsflächen müssen entsiegelt/renaturiert werden.
-
Einführung einer Flächenverbrauchssteuer, die eine Weiterentwicklung der Grunderwerbssteuer darstellt. Damit werden Anreize geschaffen, weniger Fläche zu bebauen, und eher bestehende Baulücken in Siedlungen zu nutzen anstatt neue
Baugebiete in der Natur zu erschließen.
- Strenge Überwachung von Bodenabtrag, Lagerung und Einbau von Bodenmaterial. Schutz von Mutterboden als lebendes System.