Verkehr

Mobilitätswende

Einleitung in das Thema

Der Verkehr ist heute in erster Linie auf das Auto ausgerichtet. Wer dabei zu kurz kommt, ist der Mensch: Unsere Gesundheit leidet unter der Feinstaub-, Stickstoffoxid- und Lärmbelastung https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr, https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/verkehrslaerm-kann-risiko-fuer-depressionen . Und Autos belegen unverhältnismäßig viel Platz.

Problembeschreibung
Wir brauchen mehr Flächengerechtigkeit in den Städten

In den Städten brauchen wir viel mehr Raum für Parks und andere Grünflächen. Denn wo Bäume und Sträucher gedeihen, finden Menschen Erholung. Zudem brauchen wir entsiegelte und bepflanzte Flächen als Schutz vor Extremwettern und zum Erhalt der Artenvielfalt.

Stattdessen fordern immer mehr und immer größere Autos immer mehr Raum: Wälder und Moore werden für immer mehr und immer breitere Straßen geopfert. Riesige Flächen werden für Parkplätze reserviert. Für die Parkgebühren wird nur ein Bruchteil dessen berechnet, was dieselbe Fläche als Wohnraum an Miete kosten würde. Und das, obwohl ein Auto im Schnitt 23 Stunden täglich gar nicht benötigt wird.

Diese Auto-Dominanz hat dazu geführt, dass es im öffentlichen Raum an allen Ecken und Enden an Platz fehlt. Die Folgen sind fatal. So fehlt es an sicheren Radwegenetzen und Fahrrad-Abstellflächen. Wer zu Fuß geht, wird ständig mit Autoverkehr konfrontiert. Um diesen Unannehmlichkeiten auszuweichen, nehmen viele auch für kurze Wege das Auto, was das Problem weiter vergrößert https://www.clevere-staedte.de/files/tao/img/blog-news/dokumente/2014-08-05_Flaechen-Gerechtigkeits-Report.pdf . Auch HandwerkerHandwerker, Müllabfuhr und die immer stärker beanspruchten Paketdienste haben Mühe, in den zugestellten Städten an ihr Ziel zu gelangen. Wo Lieferzonen nötig wären, befinden sich stattdessen private Parkplätze. Paketdienste haben große Mühe, legale Standflächen für ihre häufigen Zwischenstopps zu finden.

Je enger es in den Städten wird, desto gefährlicher wird es für die Schwächeren, insbesondere für alle, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind.

Unterversorgt auf dem Land

Auf dem Land gestaltet sich die Verkehrswende besonders schwierig. Hier sind viel mehr Menschen auf ein privates Auto angewiesen als in der Stadt. Denn Busse und Bahnen fahren selten. Oft sind zudem zeitraubende Umstiege erforderlich.

Autos werden deshalb auf Land noch für lange Zeit eine wichtige Rolle spielen. Umso wichtiger ist gerade hier der Umstieg auf E-Autos, die zudem über bidirektionales Laden als Zwischenspeicher zur Energiewende beitragen können.

Aber auch auf dem Land gibt es Menschen, die kein Auto haben. Auch für sie muss es Möglichkeiten geben, mobil zu bleiben. Das allein wäre schon Grund genug, über ländliche Verkehrslösungen nachzudenken, die der Abhängigkeit vom Auto etwas entgegensetzen. Beispielsweise über Radschnellwege, die den Weg zum nächsten ÖPNV-Anschluss erleichtern, und über diebstahlsichere Abstellanlagen für Fahrräder an Haltestellen.

In Zukunft könnte zudem das Angebot verbessert werden durch via App buchbare, nicht liniengebundene Fahrten in kleinen und flexiblen autonomen Fahrzeugen, die Fahrgäste auch unterwegs einsammeln.

Gründe für das hohe Verkehrsvolumen auf der Straße

Die Dominanz des Autos im öffentlichen Leben war einmal gewollt: Jahrzehntelang folgte die Stadtplanung dem Leitbild der autogerechten Stadt. Das hat Nachwirkungen bis heute. So werden beispielsweise in Deutschland immer noch etwa 75 % aller Personenkilometer mit dem Auto zurückgelegt https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/mid-ergebnisbericht.pdf?__blob=publicationFile#:~:text=57%20Prozent%20aller%20Wege%20und,An%2D%20teil%20davon%20als%20Fahrer , Seite 3 .

Hinzugekommen ist die steigende Zahl an Fahrten für die Zustellung privater Paketlieferungen aus dem Online-Versandhandel. Darüber hinaus nimmt der Güterverkehr auf der Straße insgesamt weiter zu https://www.umweltbundesamt.de/themen/fernverkehr-grosser-bedeutung-fuer-den-umweltschutz .

Es wäre fatal, wenn die Politik darauf mit der Ausweisung immer neuer Flächen für den Autoverkehr sowie mit dem Bau immer neuer Straßen reagieren würde. Das Gegenteil ist notwendig: Verkehrsformen, die Klima, Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität belasten, müssen eingeschränkt werden zugunsten erwünschter Verkehrsformen.

Beispiel
Wir brauchen eine Fahrradwende

Das Fahrrad kann zur Mobilitätswende wichtige Beiträge leisten: Mit ihm lassen sich kurze und mittlere Distanzen gut bewältigen. Es kann Zubringer sein für die letzte Strecke zwischen dem Bahnhof bzw. der Haltestelle und dem Ausgangspunkt bzw. dem Ziel der Fahrt. So kann es in Kombination mit anderen Verkehrsmitteln wie Bussen und Bahnen, Taxis oder auch mit Car-Sharing das Auto immer häufiger überflüssig machen.

Je mehr Menschen vom Auto auf das Rad umsteigen, desto besser für uns alle: Das Klima wird geschont, und die Lebensqualität verbessert sich. Auch der lokale Einzelhandel profitiert von einer fahrradfreundlichen Umgebung.

Um den Radverkehr zu fördern, braucht es eine durchgängige, qualitativ hochwertige Radverkehrsinfrastruktur in Kombination mit geringen Geschwindigkeiten im Autoverkehr. Sichere, einladende Radwegenetze, zu denen auch Radschnellweg-Verbindungen gehören, erleichtern den Umstieg. An Bahnhöfen und anderen wichtigen ÖPNV-Haltepunkten sollten zudem Fahrradparkhäuser gefördert werden. So würde das Fahrrad zu einem wichtigen Bestandteil einer Mobilitätskultur, in der Autofahrten auf das notwendige Minimum reduziert werden.

Leider sieht die Realität vielerorts anders aus. In vielen Städten ist der gesamte Verkehr darauf ausgerichtet, dass die Schwächeren, zu denen auch die Radfahrenden gehören, den Autos möglichst nicht in die Quere kommen. Ihre Sicherheitsbelange müssen hinter den Interessen der Auto-Lobby zurückstehen.

Daher kommt es dort immer wieder zu schweren Unfällen. Und das ist nicht nur fatal für die Verkehrsopfer selbst: Wo sich Menschen auf dem Fahrrad nicht wohl und sicher fühlen, geben sie dem Auto den Vorzug.

Daher fordert die Klimaliste die europaweite Einführung von Vision Zero https://www.vcd.org/themen/verkehrssicherheit/vision-zero . Ziel ist, die Zahl der Unfälle zu minimieren und die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu reduzieren. Das Konzept aus der Arbeitssicherheit wurde in Schweden bereits Mitte der 90er-Jahre eingeführt. Dort konnte die Zahl der Verkehrstoten je 100.000 Einwohner auf 2,8 gesenkt werden – in Deutschland liegt sie bei 4,1 https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Verkehrstoten .

Relevanz
Warum die Verkehrswende so wichtig ist

Der Straßenverkehr Ein Auto verursacht jährlich(!) zirka 5.000 € Kosten für die Allgemeinheit, zeigt eine neue Studie: sorgt für viel mehr Treibhausgase als alle anderen Verkehrsformen zusammen https://www.eea.europa.eu/de/signale/signale-2022/artikel/hoechste-zeit-fuer-eine-umstellung . Diese Emissionen könnten rasch reduziert werden durch eine Mobilitätswende hin zu mehr ÖPNV und Fahrrad im Personenverkehr, durch weniger und leichtere Autos mit Elektromotor sowie durch die Verlagerung von möglichst viel Güterverkehr auf die Schiene.

Dadurch würden wir auch an Lebensqualität gewinnen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Atemwegserkrankungen und Lärmbelästigung würden abnehmen. Die Zahl der Verkehrstoten – EU-weit immer noch etwa 20.000 Menschen jährlich https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Verkehr/Verkehrstote.html#:~:text=Dennoch%20wurden%20im%20Jahr%202021,mehr%20als%202%20500%20Menschen . – würde deutlich sinken. Wo Straßen nicht neu gebaut, sondern teilweise renaturiert werden, steigen die Überlebenschancen bedrohter Arten, deren Lebensräume durch Straßen zerschnitten sind. Auch die fatale Abhängigkeit vom Öl ließe sich so schrittweise überwinden.

Steuernde Eingriffe der Politik sind deshalb dringend nötig. Sonst gibt es zwar auch eine Verkehrswende – aber in die falsche Richtung, wie das Beispiel des autonomen Fahrens zeigt:

Das autonome Fahren ohne Mensch am Steuer wird kommen. Greift die Politik nicht steuernd ein, wird es die verheerende Klimabilanz des Verkehrssektors weiter verschlimmern: Längere Wege werden attraktiver werden, weil keine Ruhepausen mehr eingelegt werden müssen und Menschen werden ihre Autos leer durch die Städte fahren lassen, um Parkgebühren zu sparen.

Richtig eingesetzt kann das autonome Fahren dagegen ein Segen sein. Denn damit ließe sich mit erheblich weniger Fahrzeugen genauso viel Mobilität erreichen wie derzeit https://www.agora-verkehrswende.de/presse/pressemitteilungen/autonomes-fahren-2050-energiebilanz-auf-der-kippe/ .

Das Beispiel zeigt: Die Rettung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist auch im Verkehrssektor kein technologischer Selbstläufer. Es geht nicht ohne politische Gestaltung.

Forderungen
Forderungen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs sowie zur Stärkung erwünschter Verkehrsformen Forderungen zur Entwicklung des Radverkehrs
Weitere Quellen
Siehe Fußnoten sowie: Agora Verkehrswende (https://www.agora-verkehrswende.de/) Abgefahren! Die infografische Novelle zur Verkehrswende von Agora Verkehrswende und Ellery Studio: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/abgefahren/ ADFC (https://www.adfc.de/) So geht #Fahrradland. ADFC-Aktionsplan für die neue Bundesregierung 2021–2025: https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/Fachtagungen/Download/adfc_aktionsplan_dl_2021_web.pdf Wir bewegen was! Das Verkehrspolitische Programm des ADFC: https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Ueber-den-ADFC/Das_verkehrspolitische_Programm_des_ADFC.pdf Deutschland braucht die Verkehrswende. Und die Verkehrswende braucht das Fahrrad. Jetzt! Die wichtigsten verkehrspolitischen Forderungen an den Bund 2017–2021: https://www.adfc.de/artikel/adfc-bundeshauptversammlung-2016-fahrradland-deutschland-jetzt Das Umweltbundesamt zum Sektor Verkehr: https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr Gössling, S.; Kees, J.; Litman, T. The lifetime cost of driving a car. Ecol. Econ. 2022 (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921800921003943)

Antriebswende

Einleitung in das Thema

Auf Europas Straßen ist das Auto nach wie vor das Verkehrsmittel Nr. 1. 85 % des motorisierten Personenverkehrs werden mit dem Pkw zurückgelegt https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Verkehr/Auto.html, https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#hauptverursacher . Zwar sind die Motoren immer effizienter geworden, das hat aber die Emissionen nicht gesenkt. Denn die Effizienz-Gewinne wurden stets aufgezehrt durch immer mehr und immer größere Autos. Und die Emissionen nur zu senken, reicht nicht: Wir brauchen Netto-Null-Emissionen im Verkehr. Das ist mit fossil betriebenen Fahrzeugen nicht möglich.

Wir brauchen deshalb eine Antriebswende weg vom Verbrenner- hin zum E-Motor. Aber zur Wahrheit gehört auch: Ein Allheilmittel ist die E-Mobilität nicht.

Auch E-Autos belasten das Klima

Leider belasten auch E-Autos das Klima, wenn auch deutlich weniger als Verbrenner https://www.meinauto.de/lp/ratgeber/co2-bilanz-von-elektroautos-das-ist-der-co2-fusabdruck-von-e-autos . Dabei entstehen die meisten Emissionen in der Produktion, insbesondere in der Energieherstellung. Deshalb starten E-Autos im Vergleich zu Verbrennern ab Werk sogar mit einer höheren CO2-Belastung. Im Betrieb dreht sich dieses Verhältnis jedoch wieder um. Aktuell emittieren E-Autos insgesamt etwa ein Drittel bis ein Viertel weniger CO2 als Verbrenner. Ihre Bilanz lässt sich weiter verbessern durch den Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion, durch kleinere Akkus und durch Laden mit Strom aus erneuerbaren Energien. Zudem können die Akkus von E-Autos einen wertvollen Beitrag leisten zur Energiewende als Zwischenspeicher erneuerbarer Energien, wenn sie mit Schnittstellen für bidirektionales Laden ausgestattet sind, wie es die Klimaliste fordert.

E-Autos sind also Verbrennern eindeutig vorzuziehen. Und dennoch: Der Umstieg von Verbrennern auf E-Fahrzeuge allein wird nicht ausreichen, um die Emissionen im Verkehr schnell genug zu reduzieren. Hinzu kommen müssen viele weitere Maßnahmen der Mobilitätswende, wie leichtere Autos, Förderung von Fahrrad und ÖPNV, Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene und in die Binnenschifffahrt. Die Zahl der Autos insgesamt muss bis 2041 mindestens halbiert werden Volker und Cornelia Quaschning forderten Anfang 2022 in „Energierevolution jetzt!“ eine Halbierung in den nächsten 20 Jahren. .

Mehr dazu siehe in unserer Forderung zur Mobilitätswende in diesem Wahlprogramm. Im Folgenden geht um die Antriebswende, insbesondere im motorisierten Individualverkehr.

Problembeschreibung
Verbrenner-Aus: zu spät, zu inkonsequent

Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich mühsam auf einen Ausstieg aus Diesel- und Benzin-Pkw geeinigt: Nach 2035 dürfen nur noch Pkw neu zugelassen werden, die nicht mit Diesel oder Benzin fahren https://www.adac.de/news/aus-fuer-verbrenner-ab-2035/ .

Doch das ist für das 1,5-Grad-Ziel viel zu spät, zumal die bereits zugelassenen Verbrenner-Pkw noch viele Jahre weiterfahren werden. Und ein konsequenter Verbrenner-Ausstieg ist es auch nicht. Den hat die deutsche Bundesregierung verhindert mit ihrer Ausnahmeregelung für Verbrenner, die mit synthetisch hergestellten Kraftstoffen fahren https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/eu-klimaziel-plan-fit-for-55-kein-verbrenner-aus-e-fuel/ .

Diese E-Fuels sind absurd ineffizient und teuer. Deshalb sehen die meisten Autohersteller heute die Zukunft in der E-Mobilität. Aber erstmal wollen sie noch so lange wie möglich mit ihren Verbrenner-Modellen Geschäfte machen. Das ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch wirtschaftlich kurzsichtig.

Autos aus Deutschland werden zu Ladenhütern

In China entwickeln sich die früher heißbegehrten deutschen Luxus-Verbrennermodelle in Rekordzeit zu Ladenhütern, während die deutschen E-Modelle den Vorsprung nicht mehr aufholen können https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/china-byd-tesla-vw-1.6327802 , den sich die chinesischen Unternehmen über Jahrzehnte erarbeitet haben.

So kommt es zu einer Umkehrung der Verhältnisse: Seit den 80er-Jahren überschwemmten die Deutschen den chinesischen Markt mit Verbrenner-Autos, von denen man damals schon wusste, dass sie in großem Stil zum Klima-Desaster beitragen würden https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Automobilindustrie_Chinas#Periode_nach_der_wirtschaftlichen_Reform_(1979 ) . Jetzt erobert China die Weltmärkte mit E-Autos, die – wenn sie einhergehen mit einem Rückgang des Autoverkehrs insgesamt – einen Beitrag leisten können zur Abmilderung der Klima-Katastrophe.

Besonders die deutschen Autokonzerne würden E-Autos am liebsten nur im Luxus-Segment verkaufen Wo chinesische Anbieter sie ebenfalls unter Druck setzen: https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-02/li-auto-elektroauto-china-konkurrenz und den Massenmarkt möglichst lange weiter mit ihren Verbrenner-Modellen bedienen.

Doch das Blatt dreht sich https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-01/elektromobilitaet-e-autos-kosten-reparaturen-autoindustrie/komplettansicht . China schickt sich an, den Wettbewerb um die Zukunft des Autos für sich zu entscheiden.

Noch haben die europäischen Konzerne die Chance, sich gegen den Angstgegner China zu behaupten. Noch hat China auf dem europäischen E-Auto-Markt erst einen Marktanteil von 8 % https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-10/e-autos-china-deutschland-volkswagen-elektromobilitaet . Fachleute meinen auch, dass die chinesischen Modelle noch nicht einen uneinholbaren techologischen Vorsprung erreicht haben. Aber China entwickelt sich sehr schnell weiter ebd. .

Warum sich in Europa viele immer noch für ein Verbrenner-Auto entscheiden

Der Anteil der E-Autos am Autoabsatz in der Europäischen Union wächst zwar, ist aber mit etwa 20 % immer noch viel zu gering https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/autoabsatz-neuzulassungen-eu-acea-100.html . In den oberen Preisklassen sind E-Autos inzwischen mit Verbrennern konkurrenzfähig. Was fehlt, sind leichte, preiswerte Modelle mit guter Reichweite.

Ein neues Verbrennerauto ist in Europa schon ab ca. 11.500 Euro zu haben Dacia Sandero, https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-09/elektroautos-elektromobilitaet-kaufpreis-strompreis-umweltfreundlichkeit . Das preisgünstigste neue E-Auto kostet zwar nur wenig mehr, ist aber wegen seiner geringen Reichweite für viele nicht attraktiv Dacia Spring, ebd.; https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-11/dacia-spring-electric-elektroauto-preis-test. Aus Frankreich kommen bald E-Autos mit höherer Reichweite ab ca. 23.000 Euro: https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-02/elektroautos-frankreich-kleinwagen-renault-citroen . Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind Verbrenner immer noch deutlich billiger als E-Autos https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/elektroautos-gebrauchtwagen-preise-verfuegbarkeit-e043562/ .

Leichtfahrzeuge wie der Renault Twizy (ab ca. 12.000 Euro) oder der Microlino (ab ca. 15.000 Euro) https://microlino-car.com/de/microlino mit einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 90 km/h sind erheblich ressourcenschonender als Autos, können sich aber preislich nicht deutlich genug von ihnen absetzen.

Möglich wären preisgünstige E-Autos aus Europa sehr wohl. Sie wurden auch bereits gebaut. Mit staatlicher Förderung war es schon einmal möglich, ein attraktives europäisches E-Modell für unter 20.000 Euro Neupreis zu erstehen. Aber wenn ein europäischer Hersteller bisher ein günstiges E-Auto mit guter Reichweite anbot, dann dauerte es nicht lange, bis er es wieder vom Markt nahm Ein Beispiel ist der VW e-up! Laut Computerbild gab es ihn abzüglich Innovationsprämie ab 18.055 Euro Neupreis. https://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Connected-Car-VW-e-up-Praemie-10000-Euro-Preisvorteil-24451003.html . Wenn es zu einer Neuauflage kam, dann in einer deutlich höheren Preisklasse Beispiele sind der Fiat 500 und der elektrische Smart. Den Fiat 500 gab es ab 16.952 Euro ( https://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Connected-Car-VW-e-up-Praemie-10000-Euro-Preisvorteil-24451003.html ), bevor er vom Markt genommen wurde. Er kam zurück mit einem Listenpreis ab 30.990 Euro ( https://www.fiat.de/neuer-500-elektro/500-elektro-limousine/farben, https://www.fiat.de/angebote/auto-kaufen/fiat-aktuelle-angebote#elektro). Den elektrischen Smart gab es als Smart EQ fortwo ab 21.540 Euro (https://www.carwow.de/smart/eq-fortwo#gref). Mitte 2024 soll die Produktion eingestellt werden ( https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/smart/smart-eq-fortwo/). Danach soll die Produktion nach China verlagert werden. Aber der Smart wird deshalb nicht günstiger: Der elektrische Smart fortwo wird eingestellt, weiter produziert wird nur eine SUV-Version ab 37.490 Euro ( https://de.smart.com/de/models/hashtag-one/?campid=ps_always-on_bing_search-brand-comb_do_de_conversion_text-ad_smart%20elektro_530397675&msclkid=2cef7cfff248181589721983fd5c5b93) .

In dem stark nachgefragten Segment zwischen 20.000 und 30.000 € fehlte es bisher an attraktiven E-Autos. 2024 sollen sie endlich kommen https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-11/e-autos-preise-guenstig-vw-citroen-renault/komplettansicht, https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-02/elektroautos-frankreich-kleinwagen-renault-citroen; zur Konkurrenz aus China: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/e-autos-mobilitaet-markt-foerderung-preise-china-europa-100.html .

„Technologieoffen“ ins Abseits

„Innovativ“ und „technologieoffen“ ist nicht dasselbe: Wer „technologieoffen“ frühstückt, frühstückt überhaupt nicht, denn seinen Hunger stillen kann nur, wer sich irgendwann zwischen Marmeladebrötchen und Bircher Müsli entscheidet. Wer „technologieoffen“ die Verkehrswende gestaltet, gestaltet am Ende überhaupt nichts, sondern wird abgehängt von denen, die im Ernst innovativ sind: von denen, die früh genug den Mut hatten, sich auf eine Technologie festzulegen und diese konsequent weiterzuentwickeln.

Jahrzehntelang haben sich die europäischen Autokonzerne angeblich „technologieoffen“ darauf konzentriert, ihre Überlegenheit in der absehbar überflüssig werdenden Verbrenner-Technologie zu immer absurderen Blüten zu treiben. Jetzt, wo die Wende zur Elektromobilität da ist, nützt ihnen all das nichts mehr. Jetzt schlägt die Stunde derer, die stattdessen in Elektromobilität investiert haben: die Stunde der chinesischen Autokonzerne https://de.euronews.com/my-europe/2023/09/14/was-wir-uber-die-eu-untersuchung-zu-chinesischen-elektroautos-wissen . Mit massiver Unterstützung des vorausschauenden chinesischen Staates haben sie zahlreiche Produktionsstätten für E-Autos aufgebaut, sodass sie heute die preislichen Vorteile der Massenfertigung ausspielen können. Sie haben Batterien entwickelt, die weitaus günstiger sind als die europäischen Lithium-Eisenphosphat-Batterien, ebd. und sich gewaltige Mengen an Rohstoffen gesichert. So hat China heute praktisch die gesamte Lieferkette unter Kontrolle ebd..

Man muss China viel vorwerfen. Es missachtet die Menschenrechte https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_der_Volksrepublik_China , bedroht seine Nachbarn https://www.bazonline.ch/china-expandiert-ein-riesenreich-bedraengt-seine-nachbarn-749980033305 , setzt weiter massiv auf Kohle und trägt nicht zuletzt deshalb zu 31 % zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei https://www.zeit.de/2023/53/klimaschutz-china-null-emissionen-dorf-solarenergie/komplettansicht . Aber dass China die Verkehrswende entschlossen vorangetrieben hat und nun die Früchte dieser vorausschauenden Politik erntet: Das sollten wir nicht in einen Vorwurf ummünzen, nur weil Europa diese Entwicklung verschlafen hat.

Die leichten und günstigen E-Autos müssen jetzt kommen – so oder so

Die EU möchte den Markt für E-Autos unter 20.000 Euro nicht China überlassen? Sehr gut! Dann muss sie eben die Produktion dieser Modelle in Europa fördern. Stattdessen plant die EU-Kommission, die chinesischen Hersteller für ihren Beitrag zur Verkehrswende abzustrafen und den europäischen Kunden attraktive und günstige E-Autos vorzuenthalten https://de.euronews.com/my-europe/2023/09/14/was-wir-uber-die-eu-untersuchung-zu-chinesischen-elektroautos-wissen . Das wäre der falsche Weg.

Noch sind europäische Hersteller nicht in der Lage, günstige E-Autos mit guter Reichweite gewinnbringend anzubieten. Dafür müssen erst die Produktionskosten durch größere Stückzahlen sinken. Bis dahin braucht es weiter Kaufprämien wie diejenige, die Deutschland viel zu früh wieder gestrichen hat https://taz.de/Staatliche-Foerderung-von-E-Auto-Kauf/!5980554/ .

Doch die EU-Kommission handelt, als ob sie günstige E-Autos gar nicht wollte: Europäische ermöglicht sie nicht, chinesische will sie künstlich verteuern. Aber Europa wird nichts anderes übrig bleiben als die Flucht nach vorne. Zu lange haben insbesondere die deutschen Autokonzerne den Wechsel zur elektrischen Mobilität erschwert, indem sie leichte, ressourcenschonende Stromer zu attraktiven Preisen verhindert haben.

Beispiel
Deutschland: Verkehrswende nur im Luxus-Segment?

In Deutschland nimmt der Auto-Fetisch besonders groteske Formen an. Als einziges Land Europas kann es sich nicht zu einem generellen Tempolimit auf Autobahnen aufraffen. Es war die deutsche Bundesregierung, die auf EU-Ebene das konsequente Verbrenner-Aus verhindert hat. Es sind vor allem die deutschen Autokonzerne, die die Verbraucher zu immer teureren und klimaschädlicheren Modellen animieren. Und es sind vor allem deutsche KundKunden, die diese Modelle kaufen https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/elektroautos-reichweite-modellgroesse-101.html .

Weil die Autokonzerne die E-Modelle nicht liefern, die im niedrigen Preissegment mit Verbrennern konkurrieren könnten, entscheiden sich die meisten Deutschen für einen Verbrenner. Hinzu kommt: Wer keine eigene PV-Anlage hat, kann auch im Betrieb mit E-Autos wenig sparen. Denn zum einen ist Strom in Deutschland wegen der vertrödelten Energiewende teuer, zum anderen bilden die Preise für Diesel und Benzin nicht die Klimaschäden ab, die diese Treibstoffe verursachen.

So wird das E-Auto zum Luxusobjekt: Von den Autokäufern, die sich für ein neues E-Auto entscheiden, wählen 44 % einen SUV Die Internationale Energie-Agentur (IEA) fordert, gegen die wachsende Verbreitung von SUV vorzugehen: https://taz.de/Regeln-gegen-SUVs/!5985671/ . Die Autohersteller fördern diese Entwicklung, denn je teurer ein Auto, desto größer ihre Gewinnmarge. Für den Massenmarkt sind ihnen Verbrenner mit abgeschriebenen Entwicklungskosten gut genug. Ergebnis: An dem Rekordumsatz, den die deutsche Autoindustrie 2022 einfuhr, hatten Verbrenner immer noch den mit Abstand größten Anteil. Neu zugelassen wurden 1,8 Millionen Autos, davon waren fast drei Viertel Verbrenner.

An diesen Zahlen erschreckt zweierlei: der hohe Anteil der Verbrenner – und die hohe Zahl der Neuzulassungen überhaupt. Weder fördert die Regierung den Umstieg auf E-Mobilität, noch ergreift sie Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs insgesamt https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/was-fuer-eine-verkehrswende-in-deutschen-staedten-fehlt-a-8006be2a-2136-4562-86fc-1f8b15b84ad2 .

Relevanz
Wie will die EU ihre Verkehrspolitik den Menschen im Globalen Süden erklären?

Im Verkehrssektor wird die EU international nicht als Förderer, sondern als Verhinderer von Klimaschutz wahrgenommen. Vor den Menschen im Globalen Süden steht sie blamiert da: Viele von ihnen werden in ihrem Leben nie ein Auto besitzen. Ihnen ist nicht zu vermitteln, warum in Europa klimaschonende Mobilität weiter ausgebremst wird. Die Politik schaut tatenlos zu, wie die Autokonzerne den öffentlichen Raum mit immer größeren und schwereren Verbrennern zustellen, während klimaschonende Formen der Mobilität ein Nischendasein fristen.

Die Klimaliste fordert eine Verkehrspolitik, die der internationalen Verantwortung Europas gerecht wird. Dazu gehört neben der überfälligen Mobilitätswende auch eine rasche Antriebswende.

Forderungen

Entkräften von Gegenargumenten
Studien zeigen, dass Diesel-Fahrzeuge eine bessere Klima- und Umweltbilanz aufweisen als Stromer.

Andere Studien zeigen das Gegenteil Regett, Anika; Mauch, Wolfgang; Wagner, Ulrich: Klimabilanz von Elektrofahrzeugen – ein Plädoyer für mehr Sachlichkeit. Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V., 2019. – ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung: Klimabilanz von Elektroautos. Heidelberg, 2019 – https://www.elektroauto-news.net/news/studie-co2-klimavorteil-e-autos, https://ecomento.de/2024/01/08/weiterfahren-alter-verbrenner-nicht-oekologischer-als-neues-e-auto-studie/ .

Bei den Studien, die angeblich eine bessere Klimabilanz für Dieselfahrzeuge nachweisen Buchal, Christof; Karl, Hans-Dieter; Sinn, Hans-Werner: Kohlemotoren, Windmotoren und Dieselmotoren: Was zeigt die CO2-Bilanz? In: ifo Schnelldienst 8 / 2019 72. Jahrgang 25. April 2019, S. 40-54. – ADAC: Die Ökobilanz unserer Autos: Elektro, Gas, Benzin, Diesel & Hybrid. ADAC, 20.03.2018 , wurden gravierende Fehler entdeckt Hajek, Stefan: Was Hans-Werner Sinn bei seiner Elektroauto-Studie übersehen hat. Wirtschaftswoche, 19.04.2019. – Seiwert, Martin: ADAC rechnet Elektroautos schlecht. Wirtschaftswoche, 11. Juli 2019. Bisher haben sich alle als haltlos erwiesen: Entweder sie basieren auf veralteten bzw. schlicht falschen Daten. Oder sie vergleichen Äpfel mit Birnen, beispielsweise schwere Elektro-SUVs mit Diesel-Kleinwagen. Oder handwerkliche Fehler haben zu irreführenden Ergebnissen geführt.

In der Herstellung sind die CO2-Emissionen bei E-Autos in der Tat höher als bei vergleichbaren Verbrennern. Aber die Autokonzerne arbeiten bereits an einer klimaneutralen Autoproduktion. Und im Betrieb sind die Stromer heute schon unschlagbar: Hier haben sie ihren Rückstand in der Regel nach zwei bis fünf Jahren aufgeholt. Am schnellsten, wenn der geladene Strom ausschließlich erneuerbar ist.

Ein E-Auto ist auch bei dem heutigen Strommix bereits klimaschonender als ein vergleichbarer Verbrenner. Hinzu kommt, dass die Lebensdauer eines E-Autos erheblich länger ist als die eines Verbrenners. Das gilt insbesondere für den äußerst langlebigen E-Motor. Der Vorsprung vergrößert sich weiter, wenn ein schwerer Verbrenner ersetzt wird durch ein leichtes, ressourcenschonendes E-Modell.

Die Solaranlage auf dem Dach und der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien verbessern die Bilanz weiter.

E-Autos haben einen hohen Ressourcenverbrauch, der Mensch und Umwelt belastet.

Das ist richtig, gilt aber auch für Verbrenner-Autos. Deshalb setzt sich die Klimaliste dafür ein, die Zahl der Autos – ob E-Autos oder Verbrenner – deutlich zu reduzieren. Wo Autos weiter benötigt werden, sollten schwere Verbrenner möglichst ersetzt werden durch leichtere und damit ressourcenschonendere E-Modelle .

Zwar ist für die Umwelt das beste Auto kein Auto. Aber weil es auch in Zukunft Autos geben wird, muss ihre Umweltbilanz verbessert werden. Die EU hatte bereits ein Lieferkettengesetz auf den Weg gebracht, das die FDP jedoch verhindern möchte https://www.taz.de/!5992798 , sowie Vorschriften für nachhaltigere, wiederverwertbare und ethisch bedenkenlose Batterien erlassen https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20220228STO24218/neue-eu-vorschriften-fur-nachhaltigere-und-ethisch-bedenkenlose-batterien , https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-09/elektroautos-elektromobilitaet-kaufpreis-strompreis-umweltfreundlichkeit . Sollten diese Vorschriften nicht greifen, müssen sie nachgeschärft und besser kontrolliert werden.

Die Umweltprobleme des E-Autos sind lösbar, die des Verbrenner-Autos nicht: Es emittiert enorme Mengen CO2, verschmutzt die Umwelt bei der Förderung und dem Transport von Erdöl, von dem gigantische Mengen im Meer landen. Marode Pipelines verseuchen ganze Landstriche.

Besonders verheerend ist die Umweltbilanz von Treibstoffen für Verbrenner-Autos aus Teer- und Ölsanden Greenpeace: Teersand in Kanada. 14.02.2014. – Greenpeace: Ölsandabbau in Kanada: dramatische ökologische und klimatische Auswirkungen. Hamburg 02/2010. . In Kanada werden für den fossilen Rohstoff boreale Wälder abgeholzt, die wir als CO2-Senken dringend brauchen.

Es ist also niemandem geholfen, wenn wir die Verkehrswende absagen, weil wir die Rohstoffe dafür nicht abbauen wollen. Stattdessen muss der Abbau der Ressouren für E-Mobilität so erfolgen, dass die Umwelt geschont wird und die ansässige Bevölkerung profitiert. Sie muss vor der Investition über die Folgen aufgeklärt und am Gewinn beteiligt werden. Schädliche Folgen müssen minimiert, die schonendsten Methoden gewählt werden. Die Wertschöpfung sollte möglichst in den Abbauländern erfolgen https://www.dw.com/de/lithium-mine-in-afrika-zeigt-schattenseite-gr%C3%BCner-energie-auf/a-67459734 . Auch brauchen die ArbeiterArbeiter das Recht auf sichere Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung https://www.amnesty.de/sites/default/files/2021-09/Amnesty-Dokument-Grundsaetze-fuer-Unternehmen-und-Regierungen-Wertschoepfungsketten-Unternehmensverantwortung-Batterieindustrie-Februar-2021.pdf , https://www.dw.com/de/lithium-mine-in-afrika-zeigt-schattenseite-gr%C3%BCner-energie-auf/a-67459734 .

Wie steht es um das Recycling der Batterien für E-Autos?

Die Recyclingmöglichkeiten sind noch nicht optimal. Das wird sich aber mit der weiteren Verbreitung der E-Autos schnell ändern. Heute schon erreicht das deutsche Unternehmen Duesenfeld bei Batteriezellen eine Recyclingquote von 91 % https://www.duesenfeld.com/recycling.html .

Scheitert die Verkehrswende an den fehlenden Lademöglichkeiten für E-Autos?

Ladestationen für E-Autos lassen sich leicht, schnell und kostengünstig einrichten. Wegen fehlender Ladestationen auf E-Autos zu verzichten wäre so absurd, wie wegen fehlender Steckdosen auf Waschmaschinen zu verzichten.

Die Ladeinfrastruktur in der EU weiter zu verbessern, stellt keine technologische Herausforderung dar https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/eu-einigung-ladeinfrastruktur-101.html . Bisher ist die Vielzahl der Anbieter und Angebote verwirrend. Hier muss die Politik Klarheit schaffen.

Bereits heute ist bei den inzwischen üblichen Reichweiten von mehreren hundert Kilometern die Ladeinfrastruktur in der Regel ausreichend. Die Ladezeiten lassen sich mit einer Pause bequem überbrücken: Ein Standard-Fahrzeug ist nach einer halben Stunde auf 80 % geladen. Die Batteriehersteller arbeiten daran, das Schnellladen weiter zu beschleunigen https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-09/elektroautos-elektromobilitaet-kaufpreis-strompreis-umweltfreundlichkeit .

Sollte es doch einmal an Schnellladestationen fehlen, lässt sich ein E-Auto auch über die normale Steckdose aufladen. Wo es möglich ist, sollte die Batterie ohnehin langsam aufgeladen werden, weil sich dadurch ihre Lebensdauer verlängert.

Wird die Elektromobilität zum Zusammenbruch der Stromnetze führen?

Hätten wir in Deutschland 30 Millionen E-Autos, bräuchten wir zusätzlichen Strom in einer Größenordnung von rund 15 Prozent des derzeitigen Strombedarfs. Bei einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien ist das eine lösbare Aufgabe.

Die verbreitete Vorstellung, dass die Stromversorgung zusammenbrechen könnte, wenn alle E-Autos gleichzeitig laden, ist genauso absurd wie die Vorstellung, alle Verbrenner würden gleichzeitig zur Tankstelle fahren. Unser Stromnetz würde auch zusammenbrechen, wenn alle Deutschen gleichzeitig ihren Fön einschalten Quaschning, Volker; Rahmstorf, Stefan: E-Autos - Der Kollaps bleibt aus. Spektrum.de vom 30.03.2017. Wie bei anderen Anwendungen auch, wird zur Auslegung des Strombedarfs die maximal zu erwartende Anzahl an gleichzeitigen NutzerNutzern abgeschätzt.

Künftig werden ohnehin flexible Tarife und intelligent aufeinander abgestimmte Ladestationen dafür sorgen, dass die meisten AutofahrerAutofahrer dann ihr E-Auto laden, wenn die Auslastung niedrig, der Preis also günstig ist. Zusätzlich können E-Autos bei Bedarf Strom ins Netz zurückspeisen, wenn sie über über ein bidirektionales Lademanagement verfügen https://de.wikipedia.org/wiki/Bidirektionales_Laden , wie die Klimaliste es für alle E-Autos fordert.

Können wir uns die Elektrifizierung nicht sparen, wenn wir stattdessen auf Biosprit und E-Fuels setzen?

Der von der Fossil-Lobby beschönigend als „Biosprit“ bezeichnete Agro-Treibstoff steht in Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung. In einer Zeit, in der die Gefahr von Missernten wächst, können wir es uns nicht leisten, unsere Felder für die Produktion von Treibstoffen für einen ausufernden Individualverkehr zu reservieren.

Häufig stammt Agro-Treibstoff aus Palmöl, für dessen Anbauflächen Regenwald abgeholzt wurde. Dann ist er noch klimaschädlicher als Diesel oder Benzin. Die Beimischung von Agro-Treibstoffen ist deshalb keine Lösung, zumal der größte Teil des Treibstoffs fossil bleibt.

E-Fuels sind nur dann klimaneutral, wenn sie auf Basis von grünem Wasserstoff hergestellt werden. Dafür wird aber fünfmal so viel Strom benötigt wie für E-Autos. Hinzu kämen die Transportkosten, denn für den deutschen Autoverkehr relevante Wasserstoff-Mengen ließen sich in Deutschland nicht herstellen. Weitere Effizienz-Verluste entstehen bei der Verbrennung der E-Fuels mit einem Wirkungsgrad von maximal 45 % gegenüber dem Wirkungsgrad von etwa 90 % bei Elektromotoren.

Alternative Treibstoffe sollten deshalb nur dort eingesetzt werden, wo sie nicht oder nur sehr schwer ersetzt werden können, beispielsweise für Bau- und Landwirtschaftsmaschinen oder im Schiffsverkehr.

Sind E-Autos denn überhaupt heute schon ausgereift?

E-Autos sind heute voll funktionsfähig und robust. Die Entwicklung geht freilich weiter. Das kann dazu führen, dass das Auto im Wiederverkauf an Wert verliert, zumal auch der Preis weiter sinken dürfte https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-09/elektroautos-elektromobilitaet-kaufpreis-strompreis-umweltfreundlichkeit .

Die E-Autos von heute müssen sich aber nicht in erster Linie gegen die E-Modelle von morgen behaupten, sondern gegen die Verbrenner-Autos. Deshalb muss die Politik dafür sorgen, dass E-Autos finanziell attraktiver sind als Verbrenner. Technisch sind sie es bereits.

Scheitert die E-Mobilität am Strompreis?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Ladekosten für E-Autos niedrig zu halten ebd.. Wer eine eigene PV-Anlage hat, kann sein Auto an vielen Tagen sogar kostenlos aufladen. Wer viel fährt und dabei auf Schnellladesäulen angewiesen ist, sollte zu einem Vielladertarif wechseln.

Dass beispielsweise in Deutschland der hohe Strompreis die Konkurrenzfähigkeit von E-Autos gegenüber Verbrennern schwächt, ist ein Skandal. Die Politik muss das Ausbautempo der Erneuerbaren Energien https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-09/elektroautos-elektromobilitaet-kaufpreis-strompreis-umweltfreundlichkeit erheblich beschleunigen und in den Preisen für Diesel und Benzin die Klimaschäden abbilden, die durch sie angerichtet werden.

Weitere Quellen
Wo nichts anderes angegeben ist, sind die Daten entnommen aus: Quaschning, Volker und Cornelia (2022): Energierevolution jetzt! Mobilität, Wohnen, grüner Strom und Wasserstoff: Was führt uns aus der Klimakrise – und was nicht?, darin Kapitel „Ist das Elektroauto ein Klimasünder?“ Die meisten Informationen aus seinem Buch-Kapitel hat Volker Quaschning auch hier online gestellt (mit Quellenangaben): https://www.volker-quaschning.de/artikel/Fakten-Auto/index.php Weitere Quellen: https://www.heise.de/hintergrund/Missing-Link-Chinas-neue-Autoindustrie-zielt-auf-den-elektrischen-Weltmarkt-9631609.html https://www.tagesschau.de/wirtschaft/china-elektroauto-kostenvorteil-sony-honda-101.html https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/autoabsatz-neuzulassungen-eu-acea-100.html Kemfert, Claudia (2023): Schockwellen. Letzte Chance für sichere Energien und Frieden. Quellen zur Rechtslage in der EU: Verbrenner-Aus: https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/eu-klimaziel-plan-fit-for-55-kein-verbrenner-aus-e-fuel/, https://www.dw.com/de/eu-parlament-ab-2035-nur-noch-elektroautos/a-64696744 Verbrenner-Aus nicht komplett (Sicht der Bundesregierung): https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/europa/verbrennermotoren-2058450 Ladeinfrastruktur: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/eu-einigung-ladeinfrastruktur-101.html nachhaltigere Batterien: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20220228STO24218/neue-eu-vorschriften-fur-nachhaltigere-und-ethisch-bedenkenlose-batterien Quellen zur Lage in Deutschland: https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-11/auto-gipfel-vda-elektroautos-olaf-scholz Falsche Modellpolitik, große Reichweite nur bei viel PS: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/elektroautos-reichweite-modellgroesse-101.html Wie es sich auswirken würde, wenn es in den Städten weniger Autos gäbe: https://taz.de/Was-Staedte-durch-weniger-Autos-gewinnen/!5986938/

Bahn

Auf der Schiene werden Menschen und Güter klimaschonender transportiert als auf der Straße. Leider erfordert der Ausbau des Schienenverkehrsnetzes aber viel Zeit, die wir nicht haben. Wir werden deshalb auf Jahre im Wesentlichen mit den vorhandenen Netzen auskommen müssen. Modernste Schienenverkehrstechnologien können jedoch dazu beitragen, diese Netze besser auszulasten.

Dazu sollen auch mehr internationaler Nachtzugverbindungen geschaffen werden, die nicht mit den engen Fahrplänen der Hauptverkehrszeit kollidieren.

Einheitliches Buchungssystem für Bus und Bahn

Einleitung in das Thema

Mit NeTExhttps://www.netex-cen.eu/ standarisiert die EU den Austausch von Fahrplandaten, damit Verbindungssuchen über die Grenzen einzelner Verkehrsverbünde oder Verkehrsunternehmen hinweg möglich sind. Die europaweite Verbindungssuche der Deutschen Bahn funktioniert vergleichsweise gut, bei anderen nationalen Eisenbahnen ist die länderübergreifende Suche deutlich schwieriger.

Problembeschreibung

Erhebliche Defizite gibt es beim Kauf von Tickets. Auslandreisen können oft nur am Schalter gebucht werden, eine Garantie, gute Preise bei ausländischen Bahnen zu bekommen, gibt es nicht.

Forderungen

Wir möchten das CENhttps://www.cencenelec.eu/about-cen/ damit beauftragen, in Erweiterung zu NeTEx neben CEN/TS 16614-3https://standards.globalspec.com/std/14269192/CEN/TS%2016614-3 zur Preisermittlung auch einen Standard für Reservierugen und Buchungen zu definieren. Es sollen grundsätzliche Stornierungs- und Erstattungsregelungen eingeführt werden. Die nationalen Bahnen sollen dann verpflichtet werden, die Buchungsschnittstelle anzubieten, damit transnationale Bahnreisen einheitlich und zu guten Preisen gebucht werden können. Um die Bahn und den ÖPNV herum werden weitere Verkehrsmittel modelliert. Die Standarisierung von Carsharing und Weiterem läuft bereits.

Ziel

Ziel ist außerdem eine europaweit bessere Taktung der Fahrpläne, um lange Wartezeiten zu vermeiden und eine bessere Nutzung der Digitalisierung für Anschlüsse, Umstiege und Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln.

Beschleunigte Einführung von ETCS

Einleitung in das Thema

Um den Betrieb und die Sicherheit der Bahn zu gewährleisten fahren Züge nicht unkontrolliert herum sondern es existiert eine Kommunikation zwischen Strecke und Fahrzeugen. Dadurch führt eine Unaufmerksamkeit des Fahrpersonals normaler Weise nicht zu einem schweren Unfall.

Problembeschreibung
IC in den Niederlanden mit Lokomotive der Baureihe 1600, die in Deutschland nicht verkehrt

Aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung der Bahn in den verschiedenen Ländern gibt es in Europa über 20https://bahnindustrie.info/de/bahntechnik-erklaert/zugbeeinflussungssysteme verschiedene Zugleit- und -sicherungssysteme. Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr ist das ein Problem. Teils müssen entweder in die Strecke oder in die Lokomotiven mehrere Systeme verschiedener Standards eingebaut werden, oder die Lokomotive muss an der Grenze getauscht werden. Auch muss das Fahrpersonal entsprechend für alle gequerten Länder ausgebildet sein oder ebenfalls an der Grenze wechseln.

Ein wichtiger Schritt hin zu einer europäischen Bahn ist ETCS. Mit diesem neuen, europaweit beinahe einheitlichen Zugbeeinflussungssystem wird der Grundstein gelegt für eine länderübergreifende Eisenbahn. Auf ETCS aufbauend werden weitere elementare Neuerungen für die Schiene implementiert, wie z.B. das autonome Fahren (ATO). Diese Systeme sind die große Hoffnung der Bahn, die Anforderungen die die Zukunft stellen wird, zu erfüllen.

In Deutschland sind derzeit nur sehr wenige Strecken für ETCS ausgerüstet, darunter bislang keine größeren Bahnhöfe. Mit Stuttgart 21 entsteht nun der erste große und vollständig ETCS-fähige Bahnknoten in Deutschland. Dieser Schritt ist einerseits notwendig, andererseits sehr mutig, da es in der Praxis offenbar immernoch Störungen mit der neuen Technik gibt.https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/wird-etcs-bei-stuttgart21-funktionieren-100.html Die Erfahrung aus anderen Branchen zeigt, dass erst durch den breiten Einsatz neuer Technologien solche Kinderkrankheiten behoben werden.

Derzeit sind viele Lokomotiven nicht für ETCS ausgerüstethttps://bahnindustrie.info/fileadmin/VDB-Positionspapiere/210428_VDB_ETCS_OBU_Strategie.pdf, für die meisten Serien gibt es noch gar kein umgerüstetes Triebfahrzeug. Ein Grund für den langsamen Ausbau ist, dass Eisenbahnverkehrsunternehmen keine Fördermittel für die Umrüstung von Lokomotiven auf ETCS erhalten.https://assets.static-bahn.de/dam/jcr:78992480-d35f-4e16-8c77-a9d81a616642/219867-294564.pdf

Forderungen

Wir setzen uns dafür sein, dass europaweit die Umstellung auf ETCS für Lokomotiven und Triebzüge, die noch hinreichend lange im Einsatz sein werden, vollständig gefördert wird.

Kosten

Ab 2020 sind in Deutschland ca. 9000 Schienenfahrzeuge umzurüsten, wofür 4 Milliarden Euro beanschlagt werden.https://bahnindustrie.info/fileadmin/VDB-Positionspapiere/190923_VDB_Rollout_ETCS_Kurzfassung.pdf Gemessen an den Gesamtkosten von 32 Milliarden Eurohttps://bahnindustrie.info/fileadmin/VDB-Positionspapiere/210428_VDB_ETCS_OBU_Strategie.pdf, also inklusive der Umrüstung von Schieneninfrastruktur und Stellwerken, die grundsätzich mit staatlichen Mitteln finanziert werden, sind die Kosten für die Fahrzeuge überschaubar. Anhand der Transportleistungen im PersonenverkehrSkalierung auf Basis von 2014: 381 Mrd. PKM EU-weit, 91 Mrd. PKM DE-weit; https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?oldid=336716 sowie https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/fahrleistungen-verkehrsaufwand-modal-split#personenverkehr, der aufgrund der Vielfalt an Fahrzeugserien die Kosten dominiert, schätzen wir EU-weit Kosten um die 18 Milliarden Euro ab. Die genauen Anzahlen an Fahrzeugen und Fahrzeugtypen sowie die Kosten für die Umrüstung parallel zu anderen vorhandenen Standards in der EU zu ermitteln ist nicht so einfach. Insbesondere ist in anderen EU-Ländern die Einführung von ETCS teils deutlich weiter, sodass ein größerer Teil dieser Investition bereits in der Vergangenheit liegt.

Digitale automatische Kupplung

Einleitung in das Thema

Mit der digitalen, automatischen Kupplung (DAK) wird Schienengüterverkehr in Europa erheblich effizienter werden. Neben schnellerem Rangieren wird über die digitale Schnittstelle auch eine Zugintegritätsüberwachung hergestellt, die dichtere Taktung von Zügen auch im Güterverkehr ermöglichen wird. Die höhere Zuglast ermöglicht außerdem längere Züge. All das trägt zu einer erheblichen Steigerung der Transportleistung auf der bestehenden Infrastruktur bei.

Die mechanische Schnittstelle der Kopplung ist inzwischen fertig, die elektrische Schnittstelle wurde ebenfalls jüngst standarisiert. Ab 2025 sollen erste Züge mit der automatischen Kupplung ausgestattet werden und im Praxisbetrieb getestet werden. Die Europäische Union hat mit dem DAC4EUhttps://www.dac4.eu/ bereits ein Konsortium geschaffen, das die Erprobung und Zulassung der DAK voranbringen soll. Dazu muss auch mit nicht-EU-Staaten, wie der Schweiz eng zusammengearbeitet werden. Das Projekt ist daher mit gerade 20 Millionen Euro unserer Ansicht nach unterfinanziert. Derzeit ist eine großflächige Umstellung der Waggons um 2032 realistisch.

Problembeschreibung

Kernproblem der Umstellung ist, dass die alten Schraubkupplungen mit der DAK inkompatibel sind. Sogenannte Hybrid-Kupplungen wären viel zu teuer. Die Umrüstung der Wagen wird sich über einen Zeitraum von 6 Jahren hin ziehen. Etwa die Hälfte aller Güterwagen ist bei großen Speditionen, wie DB Cargo im Rangierbetrieb, wo diese beliebig miteinander verkuppelt werden. Da es durch die Teilprivatisierung der Bahn nun zahlreiche Eisenbahnverkehrsunternehmen gibt, gestalten sich Migrationskonzepte, wo zunächst die Ganzzugverkehre oder isolierte Teilnetze umgestellt werden bis die digitale Kupplung im Netz dominiert und dann alle umgerüsteten Wagen in den Rangierbereich getauscht werden, als schwierig.

Eine weitere Maßnahme wird daher sein, Paare aus Wagen zu bilden, die jeweils auf einer Seite auf die neue Kupplung umgebaut werden und dann als dauerhaft verkuppeltes Paar rangiert werden, bis die Kupplung überall eingebaut ist. Dann werden alle Paare vertauscht sodass die alte Schraubkupplung innen ist und dann die zweite Hälfte der Wagen umgerüstet. Auch können Wagen zunächst auf DAK-Readyness aufgerüstet werden, was bedeutet, die Leitungen und Anschlüsse für die DAK zu verlegen sodass der Einbau der neuen Kupplung final sehr schnell geht.

Mit einer Kombination der verschiedenen Migrationsstrategien könnte 2028 mit dem großflächigen Einbau der DAK begonnen werden, 2032 dann der großflächige Tausch der Rangierwagen durchgeführt werden und bis 2034 dann die letzten Schraubkupplungen ausgebaut werden. Dieser Prozess muss mit den Bahnunternehmen der verschiedenen Staaten in Europa abgestimmt werden. Noch ist außerdem ungeklärt, woher das Geld für die Umstellung kommen soll.https://www.n-tv.de/wirtschaft/500-000-Gueterwaggons-vor-Umruestung-keiner-will-zahlen-article24842605.html Eine wichtige Aufgabe für die EU.

Forderungen
Wir fordern eine breiter aufgestellte Testphase, um Verzögerungen bei der Einführung unbedingt zu vermeiden. Der Einbau der Kupplungen soll den Eisenbahnverkehrsunternehmen bezahlt werden.
Kosten
Außerdem werden wir mit daran arbeiten, die geschätzt bis zu 10 Milliarden Euro für den Einbau der Kupplungenhttps://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2020/03/dak-charta_2020_broschuere_de.pdf zu generieren.

Flugverkehr

Einleitung in das Thema

Fliegen ist eine der umweltschädlichsten Aktivitäten überhaupt. Ein einziger Flug kann mehr Emissionen ausstoßen, als die Mehrheit der Menschen weltweit pro Kopf in einem ganzen Jahr verursacht.Stay Grounded u. a. (05/2022) Dennoch werden Flüge auch in der Europäischen Union massiv subventioniert. Dadurch erhalten sie einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Verkehrsträgern mit um Welten besserer Klimabilanz: Wer von Hamburg nach München den Flieger nimmt, schädigt das Klima achtmal mehr, als wer sich für den ICE entscheidet. Und dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass ICEs zu 100 % mit Ökostrom fahren können – was sie laut Bahn auch tun.https://www.co2online.de/klima-schuetzen/mobilitaet/bahn-oder-flugzeug-der-vergleich/ Der Zugverkehr lässt sich komplett auf erneuerbare Energien umstellen – der Flugverkehr nicht: Klimaschonende Treibstoffe für Flugzeuge in nennenswerter Größenordnung sind in weiter Ferne. Und selbst wenn es sie gäbe, könnten sie nur etwa ein Drittel der Klimaschäden beseitigen: diejenigen, die vom CO2-Ausstoß herrühren. Andere Faktoren richten beim Fliegen jedoch noch größere Klimaschäden an.Lee u. a. (2021) Ist schon die Klima-Bilanz von Linienflügen fatal, so fehlen für Privatjets die Worte: Bereits ein Flug verursacht mehr Treibhausgase als ein Mensch in Deutschland insgesamt pro Jahr.https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/klimaschutz-privatjet-kurzstrecke-folgen-e262432/ Und die Zahl der Privatjet-Flüge steigt rasant.

Prognose: staatlich finanzierte Verdoppelung der Klimaschäden bis 2050 Wer es mit der Abwendung des Klima-Kollaps ernst meint, muss die Zahl der Flüge auf einen Bruchteil des heutigen Volumens reduzieren. Doch die Politik tut das Gegenteil: Durch massive Subventionen sorgt sie dafür, dass der Flugverkehr weiter wächst. In der EU legte er zwischen 2000 und 2017 um etwa 40% zu. Auf Europa entfiel 2018 etwa ein Viertel des globalen Luftverkehrs.https://fliegen-und-klima.de/wie-wir-heute-fliegen.html

Keine der etablierten Parteien beabsichtigt, den Flugverkehr drastisch zu reduzieren, wie es notwendig wäre, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Wenn wir weiter hinnehmen und fördern, was die Flugindustrie plant, wird sich die Zahl der Flugreisen bis 2050 voraussichtlich verdreifachen, was zu einer Verdopplung der Klimaschäden führen wird. Denn auch die besten technischen Verbesserungen können die Auswirkungen eines derartigen Wachstums nur teilweise auffangen.Stay Grounded (09/2022)

Auch der Luftfracht-Verkehr ist in den letzten Jahren enorm gewachsen.https://fliegen-und-klima.de/wie-wir-heute-fliegen.html Auf dem Luftweg transportiert werden vor allem hochwertige und verderbliche Güterhttps://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52528/luftfracht/. Wie groß der Anteil des Militärs an den Klimaschäden durch den Flugverkehr ist, lässt sich nur vermuten. Die Schätzungen reichen von 8 bis 15 %Stay Grounded u. a. (05/2022).

Problembeschreibung

Die Flug-Lobby kehrt zwei Drittel der Klimaschäden unter den Tisch Wie groß ist der Anteil des Flugverkehrs an der Erderhitzung? Lobbyisten der Flugindustrie legen gerne den bloßen CO2-Ausstoß zugrunde. Was sie am liebsten außen vor lassen würden, ist die Klimawirkung weiterer Faktoren wie: Kondensstreifen, Zirrus-Bewölkung, Stickstoffoxide (Nox)Robin Wood Datenblatt 06/2021. Früher argumentierten sie, dass die genaue Wirkung dieser Faktoren nicht bekannt sei. Als ob ein Klimaschaden nicht eintreten würde, nur weil wir ihn noch nicht genau erforscht haben. Inzwischen wissen wir jedoch, dass die Wirkung dieser Nicht-CO2-Effekte etwa doppelt so hoch ist wie der reine CO2-Ausstoß. Wir müssen also den CO2-Ausstoß mal drei nehmen. So kommen wir auf eine realistische Schätzung der Gesamtklimawirkung des Flugverkehrs von 5,9 % für 2018.

Klima-Kolonialherrentum

5,9 % – das mag dem einen oder der anderen immer noch gering erscheinen. Tatsächlich ist es jedoch enorm viel, wenn wir berücksichtigen, von wie wenigen Menschen dieser Schaden verursacht wird: Weniger als 20 % der Weltbevölkerung sind überhaupt jemals geflogenhttps://www.cnbc.com/2017/12/07/boeing-ceo-80-percent-of-people-never-flown-for-us-that-means-growth.html, der Anteil der Weltbevölkerung, die beispielsweise 2018 international geflogen ist, lag bei 2 bis 4 %Stay Grounded u. a. (05/2022) S. 16. Nicht auszudenken, welches Ausmaß die Schäden annehmen, wenn dieser Anteil weiter steigt, wie von der Flugindustrie angestrebt.https://www.cnbc.com/2017/12/07/boeing-ceo-80-percent-of-people-never-flown-for-us-that-means-growth.html Wobei die Hälfte der Klimaschäden von nur einem Prozent der Weltbevölkerung verursacht wird: von den reichen Vielfliegern.Stay Grounded u. a. (05/2022) S. 16

Wer fliegt, leistet sich einen Luxus, der die Erderhitzung in noch viel schrecklichere Dimensionen treiben würde als jetzt schon, wenn alle daran teilhaben würden. Die Politik darf deshalb die Wachstumsprognosen für den Flugverkehr auf keinen Fall hinnehmen, als ob dieses Wachstum naturgegeben wäre. Das ist es nicht: Es wird durch klimafeindliche Subventionen befördert, die die Politik zu verantworten hat.

Kollateralschäden

Die Flugzeug-Lobby zeichnet gern ein idyllisches Bild von den angeblichen Segnungen des Flugverkehrs: Er bringe Menschen zusammen, erweitere den Horizont, befördere wirtschaftliche Entwicklung und kulturellen Austausch. Daher sei er unverzichtbar und müsse nicht eingedämmt, sondern erweitert werden, damit immer mehr Menschen von den angeblichen Vorteilen des Fliegens profitieren könnten.

Dieses Bild unterschlägt aber nicht nur die klimazerstörerischen Wirkungen des Flugverkehrs, sondern auch weitere Schäden. So hat der Flugverkehr maßgeblich zur rasanten Ausbreitung des Corona-Virus beigetragen.Stay Grounded u. a. (05/2022) Die Menschheit vor weiteren, möglicherweise noch gefährlicheren Pandemien zu schützen, ist ohne eine Eindämmung des Flugverkehrs nicht möglich. Zumal jeder Flug den Körperrhythmus stört und die natürliche Abwehrkraft schwächt: Die Wahrscheinlichkeit, an einer Erkältung zu erkranken, ist nach einem Flug um den Faktor 100 erhöht.

Flughäfen sind schlechte Nachbarn. In den Flughafengebäuden werden Unmengen an klimaschädlichem Beton, Stahl und Glas verbaut. Für die Start- und Landebahnen werden riesige Naturflächen in Asphaltwüsten verwandelt. Die Lebensqualität ist in einem weiten Umkreis um einen Flughafen stark beeinträchtigt durch Fluglärm und Abgase. Der Tourismus, der auf diese Weise in eine Region gebracht wird, wirkt sich dort keineswegs nur positiv aus, sondern belastet die natürlichen Ressourcen. Neue Flughäfen stoßen deshalb bei den Anwohnern häufig auf erheblichen Widerstand.

Steuerprivilegien für Klimaschmutz

Wie kann es sein, dass heute, wo die Bedrohung durch die Erderhitzung so offensichtlich ist, die Europäische Union ausgerechnet den klimaschädlichsten Verkehrsträger, das Flugzeug, derart fördert, dass er rekordverdächtig immer weiter wächst?https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4946/umfrage/wachstumsraten-der-passagierluftfahrt-in-eu-laendern/

Eine der skandalösesten Subventionen ist die Steuerbefreiung von Kerosin. Hartnäckig hält sich der Glaube, dass die europäischen Länder eine Kerosin-Steuer auf internationale Flüge gar nicht erheben dürften aufgrund der Chicago Convention. Diese verbietet jedoch nur die Besteuerung von Treibstoff, der sich bei der Landung bereits an Bord der Maschine befindet.Pache, D. E. (2019) Zwar müssten für eine Kerosin-Steuer auf internationaler Ebene einige Vereinbarungen neu verhandelt werden. Dazu wäre aber die Europäische Kommission durchaus in der Lage. Allerdings müsste sie dafür den Mut aufbringen, den internationalen Flugverkehr zu hinterfragen – und das, obwohl dieses Thema bei den Verhandlungen von Paris so heikel war, dass es in dem Pariser Klimavertrag nicht einmal erwähnt wird.Stay Grounded (11/2017) S. 10, Info-Box 2

Und so genießt die Flugindustrie enorme Privilegien, auch in der Europäischen Union. Allein durch die Befreiung innereuropäischer Flüge von der Kerosin- und Mehrwertsteuer entgehen den EU-Ländern jährliche Steuereinnahmen in Höhe von über 40 Milliarden EuroJährlich ca. 17 Mrd Euro (Kerosinsteuer) plus rund 30 Mrd. Euro (Mehrwertsteuer auf europäische Flüge) laut Stay Grounded u. a. (05/2022). Weitere Steuer-Milliarden kassieren die meist privatwirtschaftlich geführten Fluggesellschaften für ihre Infrastruktur. Die verheerenden Klima-Folgen des Fliegens und die damit verbundenen Kosten und Risiken werden auf die Allgemeinheit abgewälzt – den Profit kassieren die Konzerne. Mit freiwilligen Selbstbeschränkungen ist nicht zu rechnen – im Gegenteil: Bonusprogramme motivieren Vielflieger, die Zahl ihrer Flüge noch zu steigern.Gossling & Nilsson (2010)

Beispiel
Sinkende Fluggast-Zahlen während der Corona-Pandemie: eine verpasste Chance

Eine Chance, das klimaschädliche Wachstum der Flug-Branche zu stoppen, bot sich während der Corona-Pandemie: Nachdem der Flugverkehr massiv zur Ausbreitung des Corona-Virus beigetragen hatte, brachen die Fluggast-Zahlen ein. Monatelang sank die Zahl der Flüge auf unter 10 % im Vergleich zum Vorjahr.OAG (2020) Die Unternehmen schickten ihre Geschäftsreisenden ins Homeoffice und machten die Erfahrung, dass dies keine negativen Auswirkungen auf die Produktivität hatte, viele Business-Flüge also überflüssig waren.YouGov (2021) TouristTouristen entdeckten attraktive Urlaubsziele in ihrer Nähe. Damals wollten fast 80 % der Deutschen auch nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen lieber Urlaub im eigenen Land machen.Appinio (2020): Travel-Report 2020 Ähnliche Ergebnisse brachten auch Umfragen in anderen Ländern wie Italien, China, Thailand und Großbritannien.

Leider hatte die Politik damals nicht den Mut, dieser Entwicklung, die für das Klima so wünschenswert gewesen wäre, ihren Lauf zu lassen. Ein Geschäftsmodell, das wir überwinden müssen, wäre immerhin stark geschrumpft. Stattdessen gestattete die Europäische Kommission ihren Mitgliedsstaaten, ihre strauchelnden Fluggesellschaften mit vielen Milliarden Euro künstlich am Leben zu halten.Transport & Environment (07/2023)

Die MitarbeiterMitarbeiter hatten wenig davon, denn die Mittel waren meist nicht an Sozial-Auflagen gebunden. Während die europäischen Fluggesellschaften insgesamt über 37 Milliarden Euro an Steuergeldern kassierten, entließen sie Arbeitskräfte in Scharen. Besser wäre es gewesen, in die berufliche Neuorientierung dieser Menschen zu investieren als in die Aufrechterhaltung des extrem klimaschädlichen Geschäftsmodells, für das sie nicht mehr gebraucht wurden.

2022 waren die europäischen Fluggesellschaften dann wieder stark genug, ihren zerstörerischen Kurs fortzusetzen: Das Flugaufkommen wuchs um 48 % im Vergleich zum Vorjahr und erreichte 83 % des Niveaus vor der Pandemie.Eurocontrol (2022)

Relevanz
So schadet das Fliegen dem Klima

Zur klimaschädlichen Wirkung des Flugverkehrs tragen mehrere Faktoren bei. Die CO2-Emissionen sind nur einer davon. Zwei Drittel des Klimaschadens entfallen auf Nicht-CO2-Effekte. Und dabei sind die Klimaschäden, die durch die Infrastruktur am Boden entstehen, noch nicht eingerechnet.

Zu den Nicht-CO2-Effekten gehören Kondensstreifen, Zirrus-Bewölkung und Stickoxide (NOx). Diese Effekte sind zwar kurzlebig, aber so lange sie wirken, tragen sie enorm zur Erderhitzung bei. Die klimaschädliche Wirkung der Nicht-CO2-Effekte ist heute in ihrer Größenordnung unbestritten. Dazu liegt eine Studie vor, die von 21 der renommiertesten WissenschaftlerWissenschaftler auf diesem Gebiet erstellt wurde. Hinzu kommen Forschungsergebnisse aus der Zeit des reduzierten Flugverkehrs im Corona-LockdownQuaas u. a. (2021), eine Studie der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA und eine darauf aufbauende Analyse der EU-Kommission vom November 2020.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht hinnehmbar, wenn die Nicht-CO2-Effekte in Berichtssystemen und Gesetzen nicht berücksichtigt werden, wie in dem Kompensations- und Reduktionsprogramm CORSIA und im EU-Emissionshandelssystem.

Solange die EU die Flug-Branche für ihre Klimaschäden nicht zur Rechnung zieht, sondern ihre schöngerechneten Zahlen übernimmt und den Mitgliedsstaaten gestattet, ihre Fluggesellschaften mit Milliarden an Steuergeldern zu subventionieren: So lange wird der Flugverkehr in der EU weiter wachsen.

Die Branche geht fest davon aus, dass es so kommt: Sie rechnet auch in Europa für die nächsten Jahrzehnte mit einem starken Wachstum.https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/fliegen-flugverkehr-klimaschutz-wissen-100.html; oben (05/2016) S. 3; European Aviation Safety Agency. (2022); UBA 11/2019 Und das nach dem extremen Wachstum des europäischen Flugverkehrs in den Jahren von 1991 bis 2019. In Deutschland hat sich die Zahl der Passagiere in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht. Während andere Branchen daran arbeiten, ihre Emissionen wenigstens zurückzufahren, laufen die Planungen der europäischen Luftfahrtindustrie darauf hinaus, ihre Emissionen gewaltig zu steigern.

Anspruch und Wirklichkeit

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden. Die europäische Luftfahrt ist jedoch nicht auf diesem Kurs: Ihre Emissionen nehmen stark zu.https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20220610STO32720/reduzierung-der-emissionen-im-luft-und-schiffsverkehr-eu-massnahmen-erklart

Die EU versucht daher, die Emissionen des Luftverkehrs über ihr Emissionshandelssystem EHS zu verringern. Dieses reguliert aber nur die Emissionen von Flügen innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, und auch darin wirkt es viel zu schwach, zumal die meisten Emissionsrechte kostenlos an die Fluggesellschaften verteilt werdenTransport & Environment (07/2023): „in the EU ETS only 15 % of EU Aviation Allowances EUAAs are auctioned, the rest being given to airlines for free ... 47 % of allowances surrendered by airlines in the EU ETS are given for free“.

Das Europäische Parlament hat zwar im Rahmen von Fit for 55 beschlossen, die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten auslaufen zu lassen. Diese Maßnahme beginnt aber erst 2026, erfolgt nur schrittweise und geht nach dem Urteil der Fachleute nicht weit genugTransport & Environment (07/2023), Introduction; https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20230414IPR80120/fit-fur-55-parlament-nimmt-wichtige-gesetze-an-um-klimaziel-2030-zu-erreichen. Der Versuch, die Klimafolgen über den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Treibstoffen zu senkenReFuelEU, muss angesichts der unberücksichtigten Nicht-CO2-Effekte Stückwerk bleiben und geht einher mit erheblichen ökologischen und sozialen Risiken. Die bereits 2021 angekündigtehttps://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/qanda_21_3662 Besteuerung von Kerosin liegt bis heute auf Eishttps://www.euractiv.com/section/fuels/news/fuels-industry-urges-countries-to-finalise-long-dormant-energy-tax-overhaul/.

Auch die Mitgliedsstaaten tun nicht das ihre, um die Luftfahrt-Industrie unter Druck zu setzen: Obwohl sie die Möglichkeit hätten, belegt kein EU-Staat internationale Flüge mit einer MehrwertsteuerCouncil Directive 2006/112/EC of 28 November 2006 on the common system of value added tax (2006) (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/ALL/?uri=celex%3A32006L0112), und sämtliche EU-Staaten verzichten auf eine Kerosin-Steuer nicht nur für internationale, sondern auch für Europa-weite und nationale Flüge.Transport & Environment (07/2023)

Das deutsche Luftverkehrsteuergesetz sieht für Flüge weder eine Kerosin- noch eine Mehrwertsteuer vor, sondern lediglich eine Ticket-Steuer, die viel zu schwach ist, um eine signifikante Lenkungswirkung zu erreichen.Tax rates. (n.d.). Retrieved June 30, 2023, from https://www.zoll.de/EN/Businesses/Aviation-tax/Taxation-principles/Tax-rates/tax-rates_node.html

Die Lösung: weniger fliegen

Zwei Drittel der klimaschädlichen Effekte des Fliegens sind Nicht-CO2-Effekte. Während sich CO2 über tausende von Jahren in der Atmosphäre hälthttps://www.helpster.de/wie-lange-bleiben-treibhausgase-in-der-atmosphaere-2_192397, sind die Nicht-CO2-Effekte sehr kurzlebig. Deshalb hätte eine Reduzierung des Flugverkehrs sehr bald erhebliche Auswirkungen, die sogar mit Negativ-Emissionen vergleichbar wärenRobin Wood Datenblatt 06/2021, S. 2. Alternative Treibstoffe würden dagegen an diesen schnell wirksamen Nicht-CO2-Effekten allenfalls wenig ändern. Auch deshalb führt an einer drastischen Reduzierung des Flugverkehr-Aufkommens kein Weg vorbei.Stay Grounded (09/2022)

Freiwillig geht nichts

Keine andere Industriebranche hat so weitreichende globale Klimaziele formuliert, lobt sich die Luftfahrt-Branche gerne selbstoben (05/2016). Gemeint ist die Selbstverpflichtung von 2008, nach der die Branche ab 2020 nur noch CO2-neutral wachsen wollte. Will heißen: Angestrebt wurde damals für 2020 keine Senkung, sondern lediglich eine Stagnation des CO2-Ausstoßes. Und die ist kein Kunststück, solange die Passagierzahlen noch hinter dem letzten Höchststand vor dem Corona-Einbruch zurückbleiben.

Ehrgeizige Ziele für den Zeitraum bis 2030 fehlen in der Selbstverpflichtung vollständig. Dabei fordern die Vereinten Nationen bis dahin eine Reduktion der Emissionen um 55 %https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2021. Doch dazu will die Branche ihren Beitrag nicht leisten: Mit einer signifikanten Senkung des CO2-Ausstoßes will sie sich bis 2050 Zeit lassen. Und selbst dann will sie sich noch 25 % ihrer CO2-Emissionen leisten, die dann über Negativ-Emissionen an anderer Stelle abgegolten werden sollenS. 2. Von den Nicht-CO2-Effekten berücksichtigt sie lediglich die Stickoxide.

Klima-Ziele weit in die Zukunft zu verschieben, um sie dann nicht einzuhalten: An diesem Spiel der Flugwirtschaft darf sich die Politik nicht beteiligen. Zu oft haben sich vollmundige Versprechen der Industrie am Ende als unwirksam erwiesenJürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, schildert seine Erfahrungen damit in dem Podcast Jung & Naiv (https://www.jungundnaiv.de/2022/05/31/juergen-resch-deutsche-umwelthilfe-folge-575/). Was es stattdessen braucht, sind verbindliche Regeln und klare Grenzwerte, die kontrolliert und durchgesetzt werden.https://stay-grounded.org/position-paper/position-paper-de/

Angesichts der sich zuspitzenden Klima-Katastrophe sollten wir vor Flug-Verboten nicht zurückschrecken. Sie sind sozial gerecht, weil sie für alle gelten, sodass sich niemand von der Verpflichtung freikaufen kann, den eigenen Anteil zur Rettung der gemeinsamen Lebensgrundlagen zu leisten. Damit einhergehen muss der Ausbau dekarbonisierter Mobilitätsstrukturen am Boden.

Reisen genießen

Wer heute eine Flugreise antritt, ist sich meist sehr wohl bewusst, dass er oder sie damit weit überproportional zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beiträgt. Dass sie es dennoch tut, geschieht meist aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus: Was nützt es, wenn ich auf das Fliegen verzichte, wo doch Millionen andere nicht darauf verzichten?

Genau an diesem Punkt muss die Politik ansetzen. Sie hat es in der Hand, Regeln zu erklären und einzuführen, die für alle gelten, sodass sich unser Verzicht auf das Fliegen lohnt, weil wir damit nicht alleine sind. Und ist es denn ein Verzicht, nicht zu fliegen, wenn die Politik die Infrastruktur für nachhaltiges Reisen schafft?

Wir Menschen wollen unseren Kindern keine zerstörte Natur hinterlassen. Deshalb sind wir offen für verantwortungsvolles Reisen. Ist es wirklich ein Genuss, Inseln zu bereisen, die untergehen werden, wenn wir nicht endlich aufhören, sie zu bereisen?

Wir müssen die fossile Erzählung von der Traumreise in die Karibik, die in Wirklichkeit eine Reise in die Zerstörung ist, ersetzen durch die viel schönere Erzählung von der Genussreise an Ziele, die nachhaltig erreichbar sind. In Europa und in unserer näheren Umgebung gibt es viel zu entdecken. Wer sich mit dem Zug auf den Weg macht, erlebt die Veränderung der Landschaft mit, statt übergangslos von einem Kontinent auf den anderen katapultiert zu werden.

Mit einem gut ausgebauten Netz an Nachtzug-Verbindungen ließen sich die Länder Europas nachhaltig miteinander verbinden. Stattdessen fossile Flugzeug-Flotten mit Milliardensummen aufzupäppeln, die für den Ausbau eines nachhaltigen und für alle erschwinglichen ÖPNV fehlen – diese Politik der Fehlanreize muss aufhören.

Forderungen
Unsere Forderungen:
Entkräften von Gegenargumenten
Einwände (nicht nur) der Flug-Lobby
Gegenargument:
Wir müssen den Flugverkehr ausweiten, denn das ist demokratisch und sozial. Der Flugverkehr bringt Menschen zusammen und erschließt ihnen fremde Kulturen. Das fördert Verständnis und Toleranz. Aus Gründen der Fairness und Gerechtigkeit sollten möglichst alle Menschen daran teilhaben können.vgl. oben (05/2016) S. 3 u. a.
Antwort:

Dieses Lobby-Argument hat mit der physikalischen und gesellschaftlichen Realität nichts zu tun. Die Belastung durch Linienflüge ist heute schon gewaltig. Dabei haben über 80 % der Weltbevölkerung noch nie ein Flugzeug betreten. All diese Menschen ebenfalls zum Fliegen zu bewegen, wäre ökologisch absurd.

Der Flugindustrie geht es nicht um Werte wie Gleichheit und soziale Verantwortung: 50 % aller Linienflug-Emissionen werden von dem reichen 1 % verursacht, das sich leisten kann, viel zu fliegen, und dafür auch noch mit Bonusprogrammen belohnt wirdGössling, S., Humpe, A. (2020). Diese Ungleichheiten sind mit dem Wachstum der Branche nicht etwa geringer, sondern größer geworden. Heute belastet ein Milliardär mit einem 11-Minuten-Flug das Klima so stark wie mehrere ärmere Menschen zusammen während ihres gesamten LebensStay Grounded u. a. (05/2022) Seite 18, Anmerkung 32. Die Flugindustrie will die Welt nicht zu einem besseren Ort machen, sondern ermöglicht es einer winzigen wohlhabenden Elite, die Umwelt auf Kosten aller zu ruinieren.

Gegenargument:
Aber MigrantMigranten müssen doch in ihre Heimatländer fliegen können!
Antwort:

Es wird auch in Zukunft legitime Flüge geben, zum Beispiel bei Notfällen, in der Katastrophenhilfe oder zur Schaffung sicherer Flugwege. In diesem Zusammenhang sind auch Besuche bei weit entfernt wohnenden Familienmitgliedern zu betrachten, die anders als auf dem Luftweg nicht möglich sind. Angesichts der klimaschädlichen Wirkung aller Flüge unabhängig von dem Flugmotiv ist es aber auch hier wichtig, klimaschonende Alternativen zu suchen. Denn der Anteil von Familienbesuchen am gesamten Flugaufkommen ist erheblichhttps://www.airliners.de/hintergrund-heimatfluege-wachstumsmarkt-krise/62094. Grundsätzlich geht es jedoch nicht darum, das Fliegen vollständig abzuschaffen, sondern klimaschädliche Flüge auf einen Bruchteil des heutigen Volumens zu reduzieren.

Gegenargument:
Fluggesellschaften brauchen weiter staatliche Unterstützung, um wertvolle Arbeitsplätze zu erhalten.
Antwort:

Wie wenig den Fluggesellschaften an ihren Beschäftigten liegt, haben wir in der Pandemie gesehen: Obwohl sie aus öffentlichen Mitteln Geldgeschenke in Milliardenhöhe erhieltenTransport & Environment: Bailout Tracker, entließen sie Personal in großem Stil und übten Druck auf die Gewerkschaften aus, um Zugeständnisse bei den Tarifverhandlungen zu erzwingen.Stay Grounded u. a. (05/2022) S. 42ff

Ökologisch untragbare Arbeitsplätze künstlich zu erhalten, ist der falsche Weg. Es braucht einen sozialen Übergang in nachhaltige Branchen. Dies muss im Dialog mit den Beschäftigten erfolgen.Stay Grounded & PCS (02/2021)

Dafür wurden bereits praktische Lösungsansätze entwickelt, an denen Beschäftigte und GewerkschafterGewerkschafter des Luftfahrtsektors mitgewirkt haben. Viele Beschäftigte können den Personalmangel bei der Bahn mildern und andere gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten finden. Wirtschaftliche Hilfspakete müssen gezielt für den gerechten Übergang verwendet werden statt für die Rettung klimaschädlicher Fluglinien und ihrer Infrastruktur.

Gegenargument:
Der Flugverkehr ist ein Motor für die wirtschaftliche Entwicklung in Tourismus-Regionen.
Antwort:

Die Segnungen des Flugverkehrs sind vergiftet. Sie mögen Geld und Arbeitsplätze bringen, aber auch Zerstörung.

Wie es anders gehen könnte, haben die pazifischen Inselstaaten gezeigt, als dort wegen der Corona-Pandemie die Tourismus-Zahlen einbrachenS. 5. Sie konnten viel abfedern, indem sie zum traditionellen Nahrungsmittelanbau und zur Fischerei zurückkehrten. Die Menschen erhielten Zugang zu gemeinschaftlich genutztem Land. Besonders stark von den Ausfällen im Tourismus-Geschäft Betroffene wurden von ihren Nachbarn aufgefangen.

Die Europäische Union als einer der Hauptverursacher der Erderhitzung sollte Menschen unterstützen, die von Klimafolgen und wegfallenden Tourismus-Einnahmen betroffen sind, statt ihre Umwelt vollends zu zerstören. Es ergibt keinen Sinn mehr, auf Südsee-Inseln zu fliegen, die in wenigen Jahrzehnten untergehen werden, weil wir so unsinnige Dinge tun wie auf Südsee-Inseln fliegen.

Gegenargument
Der Flugverkehr kurbelt das Wirtschaftswachstum an und schafft so Wohlstand in den Wachstumsmärkten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Damit er sein Potenzial als Verbindungsglied für Menschen, Handel und Tourismus ausschöpfen kann, braucht es staatliche Subventionen.
Antwort:

Die Betroffenen von Flughafen-Projekten sehen das in der Regel anders und werden deshalb an den Entscheidungen meist nicht beteiligt. Was sie erleben, hat mit dem Idyll der Flughafen-getriebenen Prosperität wenig zu tunStay Grounded u. a. (05/2022) S. 42ff: Umweltzerstörung, Versiegelung fruchtbarer Ackerböden, Fluglärm, Luftverschmutzung, Verlust der Biodiversität, Inflation und Vertreibung. Ihnen wäre geholfen, wenn das Geld stattdessen in die lokale Infrastruktur investiert würde, die sie am Boden brauchen. Aber daran haben die autokratischen Partner der Fluggesellschaften kein Interesse. Die rechtlosen Flughafen-Anrainer stehen meist auch alleine da, wenn das nächste Extremwetter-Ereignis über sie hereinbricht, verursacht von der reichen Welt, an der sie niemals teilhaben werden, die aber über ihren Köpfen das Klima zerstört.

Gegenargument:
Die Flugindustrie unternimmt bereits erhebliche Anstrengungen, grüne Technologien zu entwickeln, mit denen wir bald klimaneutral fliegen können. Das kann sie aber nur weiterführen, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich ist. Deshalb sollte die Flugindustrie nicht durch eine Verbotspolitik behindert werden, sondern großzügige Unterstützung für eine technologieoffene Forschung und Entwicklung erhalten.
Antwort:

Es ist zwar richtig, mögliche technische Verbesserungen weiter zu erforschen. Aber ihr Effekt wird nicht ausreichen, um das Emissionsproblem der Luftfahrtindustrie zu lösenhttps://stay-grounded.org/position-paper/position-paper-de/. Uns bleiben nur wenige Jahre, um den Klima-Kollaps noch abzuwenden. In dieser Zeit wird klimaneutrales Fliegen eine Illusion bleiben. Alle Technologien, die dafür bisher vorgeschlagen wurden, sind noch nicht entwickelt, und es ist ungewiss, ob sie jemals entwickelt werden. Im Einzelnen: Alternative Treibstoffe können keinen nennenswerten Beitrag leisten. Wenn ihr Anteil bis 2030 auch nur fünf Prozent betragen soll, wie die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA verkündet, muss er um den Faktor 230 steigenS. 22. Alternative Treibstoffe bewirken zudem allenfalls wenig gegen die Nicht-CO2-Effekte, die zwei Drittel der Klimaschäden im Flugverkehr verursachen.

Zu den alternativen Treibstoffen im Einzelnen:

Doch was auch immer man sich als Kompensation fossiler Emissionen einfallen lassen mag: Am Ende könnten sich Kompensationsprogramme sogar als schädlich fürs Klima erweisen. Denn indem sie das schlechte Gewissen beruhigen, motivieren sie dazu, verantwortungslose Wirtschaftsweisen weiterzuführen, die sonst längst beendet worden wären.Calel et al. (2021), Stay Grounded (11/2017) S. 11

Elektrisches Fliegen ist wegen des hohen Gewichts der Batterien bisher nur auf Kurzstrecken realisierbar – genau auf den Strecken also, die sich bereits leicht durch die Schiene ersetzen lassen. Weil Fliegen äußerst ineffizient ist, verbrauchen auch elektrische Flugzeuge unverhältnismäßig viel Energie. Klimaneutral könnten elektrische Flugzeuge deshalb frühestens dann sein, wenn die Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt ist und zusätzlich auch noch genug Wind- und Solarenergie für den Flugverkehr zur Verfügung stünde. Das ist eine unrealistische Vorstellung. Effizienzsteigerungen sind grundsätzlich zu begrüßen. Leider führen sie aber erfahrungsgemäß nicht zu Emissionssenkungen. Im Gegenteil: Weil die Flüge dadurch billiger werden, nimmt der Flugverkehr sogar noch zuhttps://de.wikipedia.org/wiki/Umweltauswirkungen_des_Luftverkehrs#Wachstum_der_Flugverkehrsemissionen. Deshalb müssen Effizienzsteigerungen einhergehen mit politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Flugverkehrs.

Emissionssenkungen können nur dann Teil der Lösung sein, wenn sie nicht durch steigendes Verkehrsaufkommen wieder zunichtegemacht werden, sondern einem verbindlichen Plan folgend zu Null-Emissionen führen, in einem Tempo, das dem 1,5-Grad-Ziel von Paris entspricht.

Diesen Anforderungen entspricht das Kohlenstoffkompensations- und Reduktionsprogramm CORSIA für die internationale Zivilluftfahrt, dem auch die EU beigetreten ist, in keinster WeiseTransport & Environment. (2021). Es berücksichtigt nur das Emissions-Wachstum gegenüber dem bisherigen Höchststand von 2019, den der Flugverkehr nach dem Einbruch der Corona-Pandemie noch nicht wieder erreicht hat. Daher hat für CORSIA bisher keine Fluggesellschaft auch nur einen Cent bezahlt. Erst bei weiterem Wachstum werden Kosten für Kompensationen fällig. Diese sind jedoch derart niedrig, dass sie keine Lenkungswirkung in Richtung echter CO2-Reduktion entfalten. Die doppelt so gravierenden Nicht-CO2-Effekte fallen bei CORSIA komplett unter den Tischhttps://www.zeit.de/mobilitaet/2019-12/luftverkehr-corsia-co2-klimaschutz-offsetting-system. Das Motiv für die Einführung von CORSIA war die Absicht der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), eine Einbeziehung des internationalen Luftverkehrs in den EU-Emissionshandel zu verhindern. Mit ernsthafter Klimapolitik hat CORSIA nichts zu tunTransport & Environment (07/2023).

Gegenargument:
Wären Einschränkungen und Verbote für den Flugverkehr nicht undemokratisch? Sollte es den Menschen nicht selbst überlassen bleiben, ob sie fliegen wollen oder nicht?
Antwort:

Wir könnten diese Frage auch ehrlicher formulieren: Sollte es den Menschen nicht selbst überlassen bleiben, ob sie die Lebensgrundlagen ihrer Kinder zerstören wollen oder nicht? Die Antwort erübrigt sich, denn natürlich will kein Mensch die Lebensgrundlagen seiner Kinder zerstören. Wenn Menschen dennoch fliegen, dann, weil sie glauben, dass ihr Verzicht auf das Fliegen an der Erderhitzung nichts ändert. Und damit haben sie sogar recht – solange die Politik nicht dafür sorgt, dass nicht nur vereinzelt ein paar IdealistIdealisten mit dem Fliegen aufhören, sondern viele Millionen.

Die großen Hebel liegen bei der Politik – und eine deutliche Mehrheit der WählerWähler in ganz Europa will, dass die Politik diese Hebel nutzt: 72 % finden eine CO2-Steuer für Flugreisen sinnvollhttps://www.eib.org/en/publications/the-eib-climate-survey-2020-2021, höhere Kosten für Vielflieger finden hohe Akzeptanzhttps://demos.co.uk/research/the-climate-consensus-the-publics-views-on-how-to-cut-emissions/. Aber solche Forderungen der Mehrheit werden durchweg ignoriert, wie auch die Sorgen der Menschen, die von der Expansion der Flugindustrie unmittelbar betroffen sind. Das ist undemokratisch.

Viele Menschen, die heute noch fliegen, sind sich der Schädlichkeit dieses Verkehrsmittels durchaus bewusst. Untersuchungen zeigen immer wieder die Diskrepanz zwischen Besorgnis und tatsächlicher Vermeidung von Flugreisen (attitude-behaviour gap)Stay Grounded u. a. (05/2022) S. 25 Diesen Menschen wäre geholfen, wenn die Politik endlich kommunizieren würde: Wir packen das Thema an. Wir stoppen den massenhaften Flugverkehr zum Besten von uns allen, und du bist Teil davon. Gleichzeitig schaffen wir Alternativen für nachhaltige Mobilität.

Weitere Quellen
Calel et al. (2021): Do Carbon Offsets Offset Carbon? CESIFO Working Paper. (https://www.cesifo.org/en/publications/2021/working-paper/do-carbon-offsets-offset-carbon) Eurocontrol (2022): Eurocontrol Analysis Paper: 2022 – The year European aviation bounced back. (https://www.eurocontrol.int/publication/eurocontrol-analysis-paper-2022-year-european-aviation-bounced-back) European Aviation Safety Agency. (2022): European aviation environmental report 2022 (https://www.easa.europa.eu/en/newsroom-and-events/press-releases/european-aviation-environmental-report-2022-sustainability) Gössling, S., Humpe, A. (2020): The global scale, distribution and growth of aviation: Implications for climate change. Global Environmental Change (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378020307779) Gossling & Nilsson (2010): Frequent flyer programmes and the reproduction of aeromobility. (https://www.academia.edu/attachments/7559357/download_file?s=work_strip) Lee, D. S., Fahey, D. W., Skowron, A., Allen, M. R., Burkhardt, U., Chen, Q., … Wilcox, L. J. (2021): The contribution of global aviation to anthropogenic climate forcing for 2000 to 2018. Atmospheric environment, 244, 117834 OAG (2020): Covid 19 Air Travel Recovery: Critical Aviation Data in one place for your business (https://www.oag.com/en-gb/coronavirus-airline-schedules-data) oben (05/2016): oben. Ihr Flugbegleiter. Heinrich-Böll-Stiftung und Airbus Group (https://www.boell.de/sites/default/files/oben_flugbroschuere_160603.pdf) Pache, D. E. (2019): Implementation of Kerosene Fuel Taxation in Europe Part I: Legal Foundations and Issues. (https://www.transportenvironment.org/wp-content/uploads/2021/07/2019_06_Part_I_Pache_Aviation_Fuel_Taxation_Europe_legal_issues.PDF) Quaas, J., Gryspeerdt, E., Vautard, R., Boucher, O. (2021): Climate impact of aircraft-induced cirrus assessed from satellite observations before and during COVID-19. Environmental Research Letters (https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/abf686 ) Robin Wood Datenblatt 06/2021:Über die Klimaschädlichkeit des Fliegens (https://stay-grounded.org/wp-content/uploads/2021/06/Nicht-CO2-Effekte_Fliegen_21-1.pdf) Stay Grounded (11/2017): The Illusion of Green Flying (https://stay-grounded.org/wp-content/uploads/2019/02/The-Illusion-of-Green-Flying.pdf) Stay Grounded u. a. (05/2022): Kurswechsel Klimagerechtigkeit. Klimakommunikation für eine sichere Landung des Flugverkehrs (https://reframeaviation.stay-grounded.org/wp-content/uploads/2022/05/SG_report_german_RZ.pdf) Stay Grounded (09/2022): Fact Sheet Greenwashing No. 6: Net Zero & Carbon Neutrality. (https://stay-grounded.org/wp-content/uploads/2021/11/SG_factsheet_9-22_Net-Zero_en_A4.pdf) Stay Grounded & PCS (02/2021): Ein gerechter Übergang vom Flugverkehr zur klimafreundlichen Mobilität. Diskussionspapier von Stay Grounded und der britischen Gewerkschaft PCS, entstanden unter Beteiligung von Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung, Beschäftigten im Luftfahrtsektor, Gewerkschafter:innen und indigenen Gruppen (https://stay-grounded.org/wp-content/uploads/2021/02/SG_Just-Transition-Paper_2021_de.pdf) Transport & Environment (2020): 100 times more palm oil in EU diesel than in all Oreo cookies in the world (https://www.transportenvironment.org/discover/100-times-more-palm-oil-eu-diesel-all-oreo-cookies-world/) Transport & Environment. (2021): Corsia: worst option for the climate Briefing on assessment of ICAO’s offsetting scheme. (https://www.transportenvironment.org/wp-content/uploads/2021/07/2021_03_Briefing_Corsia_EU_assessement_2021.pdf) Transport & Environment (07/2023): Aviation’s tax gap. A study by Transport & Environment (https://www.transportenvironment.org/wp-content/uploads/2023/07/tax_gap_report_July_2023.pdf) UBA 11/2019: Wohin geht die Reise? Luftverkehr der Zukunft: umwelt- und klimaschonend, treibhausgasneutral, lärmarm (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_fb_wohin-geht-die-reise.pdf) YouGov (2021): Changes in Business Travel (https://docs.cdn.yougov.com/c9qjhkrrpk/Marketing%20data%20tables%20-%20GSCC.pdf)