Wärmewende

Einleitung in das Thema

Die Wärmeerzeugung führt in Europa zu enormen Treibhausgasemissionen. In Deutschland werden für Heizwärme genauso viel Treibhausgase emittiert wie für den gesamten Stromverbrauch. In anderen Ländern ist die Bilanz weitaus besser – auch in Ländern, in denen es kälter ist als in Deutschland. Woran liegt das?

Problembeschreibung
Deutschland scheitert an der Wärmewende

Deutschland hinkt anderen Ländern bei der Transformation des Wärmesektors weit hinterherhttps://www.fr.de/politik/europa-waermepumpen-gebaudeenergiegesetz-heizung-deutschland-fdp-eu-klimawandel-treibhausgase-zr-92386305.html. Hierzulande werden Heizungen größtenteils immer noch mit extrem klimaschädlichem Erdöl oder Erdgas betrieben.

Dass es auch anders geht, zeigen Länder wie Dänemark, wo der Einbau neuer Erdöl- und Erdgasheizungen bereits seit 2013 verboten ist. Norwegen hat 2020 nachgezogen.

Eine Schlüsseltechnologie für den Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung ist die Wärmepumpe. Im Vergleich zu einer reinen Elektroheizung benötigt sie nur etwa ein Drittel bis ein Viertel an Strom.

In Deutschland ist die Angst verbreitet, dass es mit Wärmepumpen nicht richtig warm wird. Aber wenn die Umstellung auf Wärmepumpen in so kalten Ländern wie Finnland und Schweden gelingt, warum nicht auch hierzulande?

Medienkampagne gegen Klimaschutz im Wärmesektor

Dass die Wärmewende in Deutschland immer noch nicht Fahrt aufnimmt, hat viel mit einer Medienkampagne zu tun, die im Frühjahr 2023 vor allem von Springer-Medien wie “Bild” und “Welt” losgetreten wurde. Im Zentrum dieser Kampagne stand das damals noch geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024.

Die Kampagne führte zu harten Auseinandersetzungen in Politik und Gesellschaft, häufig basierend auf Desinformation. Die Regierung lenkte ein, das geplante Gebäudeenergiegesetz wurde entkernt. Von bestimmten Neubauten abgesehen, wurde das Einbau-Verbot für fossile Heizungen weit in die Zukunft verschoben. Damit wurden die Klimaziele im Wärmesektor de facto aufgegeben: In Deutschland wird der Wärmesektor noch für viele Jahre einer der größten Emittenten von klimaschädlichen Treibhausgasen sein.

Mit Fehlinformationen gegen den überfälligen Wandel

Als den deutschen Medien der Plan der Bundesregierung durchgestochen wurde, neue Öl- und Gasheizungen ab 2024 zu verbieten, war über begleitende Fördermaßnahmen noch nichts entschieden. Dennoch wurde sofort mit oft aberwitzigen Zahlen das Schreckgespenst hoher Belastungen an die Wand gemalt.

Die Kampagne wirkt bis heute nach. Viele Hausbesitzende sind verunsichert. Sie befürchten hohe Kosten und rechnen mit langen Wartezeiten. Manche wollen Jahre auf die Entscheidung ihrer Gemeinde über den Aufbau eines Fernwärmenetzes warten. Dabei lässt sich meist heute schon feststellen, ob die Voraussetzungen dafür in einer Gemeinde gegeben sind oder nicht.

Die meisten Ängste sind unbegründet: Wärmepumpen sind rasch und günstig verfügbar, und es gibt bereits genügend Fachpersonal, um die Wartezeiten für den Einbau überschaubar zu halten. Mögliche Dämmkosten sind von der Wahl des Energieträgers unabhängig. Denn eine schlechte Dämmung hat auch Auswirkungen auf den Verbrauch Öl und Gas. Und die werden mit dem steigenden CO2-Preis immer teurer, während der Strompreis mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien sinkt.

Auch störende Geräusche braucht niemand mehr zu befürchten, denn heutige Wärmepumpen sind sehr leise.

Einer aktuellen Studie zufolge könnten Wärmepumpen in einem Drittel aller Einfamilienhäuser in Deutschland sofort eingebaut werden. Weitere 30 Prozent bräuchten nur “überschaubare Sanierungsmaßnahmen” wie neue Fenster. Auch viele Mehrfamilienhäuser sind mittlerweile gut umrüstbarhttps://www.zeit.de/2024/11/waermepumpe-heizungsgesetz-waermewende-einbau-deutschland.

Doch die Hetzkampagne gegen den “Heizhammer” hat die Wärmewende ausgebremst. Die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen ging von August 2022 bis August 2023 in den Keller. Die Deutschen setzen weiter vor allem auf fossile Wärme.

Die Bundesregierung will die Wärmewende verhindern – auch in Europa

Der Schaden, der durch die Entkernung des Gebäudeenergiegesetzes in Deutschland angerichtet wurde, ist immens. Doch damit nicht genug, möchten deutsche PolitikerPolitiker nun auch auf europäischer Ebene wirksame Maßnahmen im Wärmesektor verhindern.

In Deutschland hat die medial erzeugte Verunsicherung dazu geführt, dass 2023 mehr fossile Heizungen eingebaut wurden als je zuvor: 790.500 Gasheizungen – ein Plus von 32 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der neu eingebauten Ölheizungen hat sich mit 112.500 sogar verdoppelt. Mehr als 80 % der Haushalte in Deutschland heizen nach wie vor mit fossilen Brennstoffen.

Auf europäischer Ebene ist ein konsequenteres Vorgehen gegen klimaschädliche Heizungen geplant. Ab 2029 sollen in der EU fast ausschließlich Wärmepumpen neu eingebaut werden dürfen. Doch BundespolitikerBundespolitiker laufen bereits gegen diese Pläne Sturm. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat schon mal klargestellt: “Vorgaben zur Energieeffizienz, die auf ein Verbot von Gasheizungen auch im Biogas- oder Wasserstoffbetrieb hinauslaufen, wird es mit uns nicht geben.”https://www.morgenpost.de/ratgeber/article238621025/heizung-eu-bruessel-eigentuemer-haus-gasheizung-deutschland.html

Dabei wäre der Einsatz von Biogasanlagen in der Wärmegewinnung in relevanten Mengen unverantwortlich. Denn dafür müsste noch mehr Biogas-Produktion als bisher schon auf Ackerflächen erfolgen, die für Lebensmittelerzeugung und Artenschutz benötigt werden. Ökologisch vertretbar ist allenfalls die Erzeugung aus Bioabfällen, Reststoffen und Güllehttps://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/industriebranchen/biogasanlagen#einfuhrung. In der Fachwelt ist zudem unstrittig, dass Wasserstoff viel zu knapp und kostbar bleiben wird, als dass wir ihn für den Betrieb von Heizungen verschwenden dürften.

Forderungen

Nachdem die Wärmewende im eigenen Land gescheitert ist, darf Deutschland sie nun nicht auch noch auf europäischer Ebene verhindern. Deshalb fordern wir:

Entkräften von Gegenargumenten
Müssen vor dem Einbau weiterer Wärmepumpen nicht zuerst die erneuerbaren Energien ausgebaut und die Altbauten gedämmt werden?

Angesichts des drohenden Klimakollaps muss alles gleichzeitig geschehen, und das so schnell wie möglich. Leider geht es jedoch in allen genannten Bereich viel zu langsam voran.

Wärmedämmung ist in der Tat wichtig. Moderne Passivhäuser kommen fast ohne Heizung aus, Plusenergiehäuser liefern über ihre PV-Anlage sogar mehr Energie, als sie verbrauchen. In Altbauten lässt sich durch Dämmung der Außenwände und dreifach verglaste Fenster viel erreichen. Aber für die erforderlichen Baumaßnahmen fehlt es an Fachpersonal. Deshalb werden sie erheblich mehr Zeit benötigen als der Einbau von Wärmepumpen.

Wärmepumpen sollten daher auch in Häuser eingebaut werden, die nicht optimal gedämmt sind. Solche Häuser würden sonst statt Strom – der erneuerbar produziert werden sollte – entsprechend mehr Gas oder Öl verbrauchen, bei absehbar steigenden Kosten.

Kann die Umstellung auf Wärmepumpen in Altbauten, die nicht nach modernsten Standards saniert sind, dazu führen, dass es im Gebäude nicht mehr genügend warm wird?

Nicht, wenn der Einbau fachlich korrekt erfolgt. Dann ist eine gute Wärmeversorgung auch gesichert, wenn die Wärmedämmung noch nicht modernsten Standards entsprichthttps://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/presseinformationen/2024/0324_ISE_d_PI_Heizkostenstudie.pdf. Möglicherweise müssen zusätzliche Heizkörper installiert werden.

Nur in seltenen Fällen ist von einer Umstellung auf die Wärmepumpe abzuraten:

Sind Holzheizungen eine sinnvolle Alternative?

Holzheizungen können nur dann klimaneutral sein, wenn sie nicht mehr Holz verbrennen, als wieder nachwächst. Deshalb ist ihr Potenzial nur sehr begrenzt. Der Feinstaub aus der Holzverbrennung stellt ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Deshalb ist hier der Einbau moderner Heizungsfilter erforderlich.

Was bringt Heizen mit Wasserstoff?

Klimaneutral ist Wasserstoff nur, wenn er ohne fossile Energien CO2-neutral produziert wurde. Dieser grüne Wasserstoff wird aber wegen des hohen Aufwands in der Herstellung dauerhaft nur sehr begrenzt verfügbar sein. Daher sollte er nur dort eingesetzt werden, wo es keine Alternative gibt. Mit Wasserstoff zu heizen, wäre eine unverantwortliche Verschwendung, es sei denn ausnahmsweise bei Spitzenbelastungen an wenigen, außergewöhnlich kalten Tagen.

Werden in Wärmepumpen klimaschädliche Kältemittel eingesetzt?

Es gibt Kältemittel, die bei Entweichen ein sehr hohes Treibhausgaspotenzial entwickeln. Diese Kältemittel sind zu verbieten. Sie sind nicht erforderlich, weil heute Kältemittel verfügbar sind, die keinen Klimaschaden anrichten.

Ist der Strombedarf einer Wärmepumpe an extrem kalten Tagen nicht extrem hoch?

Das ist er nur dann, wenn ausschließlich die Luftwärmepumpen-Technologie eingesetzt wird. Es gibt aber auch Wärmepumpen, die Wärme aus dem Erdreich oder aus dem Grundwasser entnehmen.

Ein Schutz vor Wetterphasen mit extremer Kälte können Spitzenlastkessel sein, teilweise auch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die neben Wärme auch Strom erzeugen. Diese sollten aber nur ergänzend für extrem kalte Tage eingesetzt werden, weil sie sich klimaverträglich nur mit CO2-neutral hergestellten Gasen betreiben lassen. Solche Gase werden knapp und teuer bleiben.

Kosten

Wärmedämmung und der Umstieg auf fossilfreie Heizlösungen wie die Wärmepumpe machen sich auf Dauer über die Einsparungen bei den Heizkosten mehr als bezahlt. Um die Anfangsinvestitionen zu ermöglichen, eignen sich Kredite mit niedrigem Zinssatz. In Deutschland sollten solche Kredite den Hausbesitzenden und Gemeinden über die Kreditanstalt für Wiederaufbau bereitgestellt werden.